Die Nationale Wasserstoffstrategie ist ein Meilenstein der deutschen Energiepolitik. Dennoch begeht die Bundesregierung einen Fehler. Der Wasserstoffbedarf wird von ihr deutlich unterschätzt: Die Bundesregierung sieht bis 2030 einen Wasserstoffbedarf von ca. 95 bis 130 Terawattstunden in Deutschland. Allein die deutsche Industrie benötigt bereits heute rund 70 Terawattstunden Wasserstoff pro Jahr.
Die EU-Kommission legte Ende Mai 2022 den delegierten Rechtsakt zur EU-Erneuerbaren-Richtlinie vor. Damit definiert die EU-Kommission ihre Kriterien für grünen Wasserstoff. Bereits im Vorfeld kritisierten Elektrolyseurhersteller und die Gas-Branche die Kriterien als zu streng. Die EU-Kommission weichte sie daraufhin zwar auf, allerdings sind die Regelungen immer noch sehr komplex, so dass sie den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft bremsen.
Um die besten Preise und damit einen zügigen Markthochlauf zu garantieren, ist Wettbewerb zwischen Technologien notwendig. Neben Wasserstoff aus erneuerbaren Energien müssen daher auch andere Verfahren, die CO2-armen Wasserstoff herstellen können, gefördert werden. Die Erzeugung von Wasserstoff aus Erdgas mithilfe der Dampfreformierung und anschließender CO2-Speicherung mehrere Kilometer unter dem Meeresgrund – sogenannter "blauer" Wasserstoff – ist praxiserprobt und langfristig wirksam. Auch die innovative Methan-Pyrolyse, bei der aus Erdgas türkiser Wasserstoff und reiner Kohlenstoff erzeugt werden, bietet großes Potenzial.