Carbon Management für eine klimaneutrale Industrie

Mit der No­vel­le des Bun­des-Kli­ma­schutz­ge­set­zes (2021) hat Deutsch­land sich ver­pflich­tet, bis 2045 kli­ma­neu­tral zu wer­den. Das be­deu­tet, dass sämt­li­che Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen so weit wie mög­lich durch ziel­ge­rich­te­te CO2-Ver­mei­dungs­stra­te­gien (z. B. Ein­satz kli­maneu­tra­ler Ener­gie­trä­ger) re­du­ziert wer­den müs­sen. Zu­sätz­lich müs­sen schwer ver­meid­ba­re CO2-Emis­si­o­nen durch na­tür­li­che und tech­ni­sche CO2-Sen­ken aus­ge­gli­chen wer­den.

Was ist Carbon Management?

Car­bon Ma­nage­ment be­zeich­net al­le Maß­nah­men, die er­for­der­lich sind, um ei­nen nach­hal­ti­gen Um­gang mit schwer ver­meid­ba­ren CO2-Emis­si­o­nen zu ge­währ­leis­ten. Auch wenn die ers­te Prio­ri­tät auf der Ver­mei­dung von Treib­haus­ga­sen lie­gen muss, so ist doch Car­bon Ma­nage­ment ein wich­ti­ger Bei­trag, um das Ziel der Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2045 zu er­rei­chen.

Car­bon Ma­nage­ment ist ein Ober­be­griff. Da­run­ter wird in der Re­gel Fol­gen­des zu­sam­men­ge­fasst:

  • CO2-Ab­schei­dung, Trans­port und Spei­che­rung (Car­bon Capture and Storage, CCS),
  • CO2-Ab­schei­dung, Trans­port und an­schlie­ßen­de Nut­zung (Car­bon Capture and Utilization, CCU) und
  • CO2-Ent­nah­me aus der Atmo­sphä­re (Car­bon Dioxide Removal, CDR).
Das Bild zeigt einen Offshore-C02-Terminal, an den die Aurora, ein CO2-Transportschiff, anlandet. Auf dem Bild steht geschrieben: Webinar Carbon Management Grundlagen

Bye Bye, CO2: Carbon Management Grundlagen

In un­se­rer We­bi­nar­rei­he "Bye Bye, CO2" wid­men wir uns dem The­ma Carbon Ma­nage­ment – von den Grund­la­gen über Ab­schei­de-Tech­no­lo­gien und den Auf­bau der be­nö­tig­ten In­fra­struk­tur bis hin zu si­cher­heits­re­le­van­ten As­pek­ten und den re­gu­la­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen für CCU und CCS in Deutsch­land und Eu­ro­pa.

In die­ser Folge wird grund­le­gen­des Wis­sen über Carbon Ma­nage­ment ver­mit­telt. Die Not­wen­dig­keit von Carbon Ma­nage­ment und CCU/S so­wie de­ren Ein­bet­tung in die deut­sche Kli­ma­po­li­tik ste­hen da­bei im Fo­kus.

Umgang mit Restemissionen

Selbst bei ei­nem voll­stän­di­gen Ver­zicht auf fos­si­le Ener­gie­trä­ger, wird es wei­ter­hin CO2-Emis­si­o­nen aus be­stimm­ten In­dus­trie­pro­zes­sen ge­ben, z. B. der Ze­ment-, Kalk-, Stahl- und Glas­in­dus­trie. Auch an­de­re Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen, wie et­wa Me­than (CH4) oder Lach­gas (N2O) wer­den un­ter an­de­rem durch die Land­wirt­schaft be­ste­hen blei­ben. Die­se wei­ter­hin be­ste­hen­den Rest­emis­si­o­nen müs­sen ent­spre­chend durch CO2-Ent­na­hme in Ver­bin­dung mit der Nut­zung na­tür­li­cher und tech­ni­scher Sen­ken aus­ge­gli­chen wer­den.

In der de­na-Leit­stu­die "Auf­bruch Kli­ma­neu­tra­li­tät" wur­den die Grö­ßen­ord­nung die­ser Rest­emis­si­o­nen für das Jahr 2045 mit rd. 60 Mio. Ton­nen Kohlenstoffdioxid ab­ge­schätzt, die durch tech­ni­sche Sen­ken aus­ge­gli­chen wer­den müs­sen. Ak­tu­ell lässt das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz die quan­ti­ta­ti­ve Grö­ßen­ord­nung der schwer ver­meid­ba­ren Emis­si­o­nen durch ei­ne lau­fen­de Stu­die un­ter­su­chen. Die Er­geb­nis­se sol­len spä­tes­tens im Herbst 2023 vor­lie­gen.

Auf dem Weg zur CO2-Kreislaufwirtschaft

Für vie­le Grund­stoff­in­dus­trien in Deutsch­land ist Koh­len­stoff ein es­sen­zi­el­ler Roh­stoff. Bei der Pro­duk­ti­on syn­the­ti­scher Kraft­stof­fe oder in der che­mi­schen In­dus­trie ist CO2 des­halb ei­ne wich­ti­ge Koh­len­stoff­quel­le.

CCU kann da­zu bei­tra­gen, her­kömm­li­che Koh­len­stoff­quel­len für in­dus­tri­el­le Pro­zes­se zu er­set­zen und da­mit die Nach­fra­ge nach fos­si­len Koh­len­stoff­quel­len im Wirt­schafts­kreis­lauf zu re­du­zie­ren. CCU ist da­mit ein Kern­ele­ment ei­ner CO2-Kreis­lauf­wirt­schaft.

Notwendigkeit von Carbon Management

Die Not­wen­dig­keit der tech­ni­schen Ent­nah­me von CO2 wird in al­len wich­ti­gen Stu­dien zum Er­rei­chen der Kli­ma­neu­tra­li­tät in Deutsch­land her­vor­ge­ho­ben, z. B. in der de­na-Leit­stu­die "Auf­bruch Kli­ma­neu­tra­li­tät", der BDI-Stu­die "Kli­ma­pfa­de 2.0 – Ein Wirt­schafts­pro­gramm für Kli­ma und Zu­kunft" und der Stu­die "Kli­ma­neu­tra­les Deutsch­land 2045" der Ago­ra Ener­gie­wen­de.

Die tech­ni­sche Ent­nah­me von CO2 um­schreibt da­bei al­le tech­ni­schen Ver­fah­ren, mit de­nen CO2 an Punkt­quel­len oder aus der At­mo­sphä­re ab­ge­schie­den wird. Als Punkt­quel­len gel­ten et­wa gro­ße In­dus­trie­an­la­gen wie Ze­ment­wer­ke oder ther­mi­sche Ab­fall­be­hand­lungs­an­la­gen.

Auch der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) weist in sei­nem 6. IPCC-Sach­stands­be­richt, der im Früh­jahr 2022 ver­öf­fent­licht wur­de, auf die Not­wen­dig­keit der tech­ni­schen CO2-Ent­nah­me zur Er­rei­chung der Kli­ma­zie­le hin. Dem Be­richt zu­fol­ge er­for­dern al­le glo­ba­len Mo­dell­pfa­de, die die Er­wär­mung auf 1,5 °C (bzw. deut­lich un­ter 2 °C) be­gren­zen sol­len, deut­li­che und schnel­le Sen­kun­gen der Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen. Dies be­in­hal­tet ne­ben der CO2-Ent­nah­me aus der At­mo­sphä­re auch das Ab­schei­den von Kohlenstoffdioxid an Punkt­quel­len.

Al­le mo­del­lier­ten Stra­te­gien des IPCC-Be­richts, die zur schnel­len und dras­ti­schen Sen­kung von Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen füh­ren sol­len, set­zen da­bei auf die na­tür­li­che und tech­ni­sche CO2-Ent­nah­me, um die ver­blei­ben­den Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen aus­zu­glei­chen.

Der Be­richt ana­ly­siert zu­dem, dass die CO2-Auf­nah­me­ra­ten durch Land­sys­te­me und Oze­ane in der zwei­ten Hälf­te des 21. Jahr­hun­derts ab­neh­men wer­den. Die­se Er­kennt­nis ver­deut­licht, dass die tech­ni­sche CO2-Ent­nah­me – er­gän­zend zur CO2-Ver­mei­dung – zu­neh­mend im­mer wich­ti­ger wer­den wird, um Kli­ma­neu­tra­li­tät zu er­rei­chen und so­mit die Erd­er­wär­mung auf das ge­setz­te Ziel von 1,5 °C (bzw. deut­lich un­ter 2 °C) zu be­gren­zen.

Rechtliche Rahmenbedingungen schaffen

Um die He­raus­for­de­run­gen der Kom­ple­xi­tät von Ab­schei­dung/­Ent­nah­me, Nut­zung und Spei­che­rung von CO2 schnell, aber lang­fris­tig be­wäl­ti­gen zu kön­nen, ist ein Car­bon Ma­nage­ment er­for­der­lich. Die lang­fris­ti­gen Zie­le ei­ner CO2-Kreis­lauf­wirt­schaft, die dau­er­haf­te Spei­che­rung von CO2 und Ne­ga­tiv­emis­si­o­nen kön­nen nur durch ei­ne na­ti­o­na­le, aber eu­ro­pä­isch ein­ge­bet­te­te Car­bon Ma­nage­ment Stra­te­gie wirt­schaft­lich und den Kli­ma­zie­len dien­lich er­reicht wer­den.

Im De­zem­ber 2022 hat das BMWK ei­nen Eva­lu­ie­rungs­be­richt zum Koh­len­di­o­xid-Spei­che­rungs­ge­setz vor­ge­legt. Auf­bau­end auf die­sen Be­richt hat die Bun­des­re­gie­rung ei­ne na­ti­o­na­le Car­bon Ma­nage­ment Stra­te­gie er­ar­bei­tet. 

Aber auch die EU hat mit ih­rem Vor­schlag zur Zer­ti­fi­zie­rung der CO2-Ent­nah­me (CRCF) und dem Net Zero In­dus­try Act (NIZA) ers­te Bau­stei­ne für ei­ne ge­mein­sa­me eu­ro­pä­i­sche Ko­or­di­nie­rung von Ent­nah­me, Nut­zung und Spei­che­rung von CO2 in Ver­bin­dung mit ei­nem eu­ro­pä­isch aus­ge­stal­te­ten Car­bon Ma­nage­ment vor­ge­legt.

Carbon Management Strategie für Deutschland

Die Carbon Ma­nage­ment-Stra­te­gie der Bun­des­re­gie­rung kon­zen­triert sich auf die De­kar­bo­ni­sie­rung in­dus­tri­el­ler Pro­zes­se, bei de­nen Emis­si­o­nen schwer ver­meid­bar sind, wie in der Ze­ment-, Kalk- und Ab­fall­wirt­schaft. Carbon Capture and Storage (CCS) so­wie Carbon Capture and Utilization (CCU) wer­den als zen­tra­le Bau­stei­ne zur Re­duk­ti­on von Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen ge­seh­en.

We­sent­li­che Maß­nah­men

  • Off­shore-Spei­che­rung: Die Er­kun­dung und Nut­zung von CO2-Spei­chern in der deut­schen Aus­schließ­li­chen Wirt­schafts­zo­ne (AWZ) ist vor­ge­se­hen. Ein­schrän­kun­gen soll es hier aber bei der Spei­che­rung un­ter Mee­res­schutz­ge­bie­ten ge­ben. On­shore-Spei­che­rung bleibt aus­ge­schlos­sen, mit der Mög­lich­keit ei­nes "Opt-in" ein­zel­ner Bun­des­län­der.
  • CO2-Trans­port­in­fra­struk­tur: Ei­ne pri­vat­wirt­schaft­lich be­trie­be­ne CO2-Pipe­line-In­fra­struk­tur soll ent­wi­ckelt wer­den. Rechts­un­si­cher­hei­ten im Koh­len­di­o­xid-Spei­cher­ge­setz (KSpG) sol­len be­sei­tigt wer­den. Im Rah­men des­sen hat die Bun­des­re­gie­rung be­reits ei­nen Ent­wurf für eine No­vel­lie­rung des KSpG zur Kon­sul­ta­ti­on ge­stellt.
  • Kei­ne För­de­rung für fos­si­le Ener­gie­trä­ger: Der Koh­le­aus­stieg soll be­ste­hen blei­ben und eine För­de­rung für CCS/­CCU bei mit fos­si­len Brenn­stof­fen be­trie­be­nen Kraft­wer­ken ist nicht vor­ge­se­hen. Der Ein­satz bei gas­för­mi­gen Ener­gie­trä­gern oder Bio­mas­se wird je­doch im Sin­ne ei­nes tech­no­lo­gie­of­fe­nen Über­gangs er­laubt sein. Die För­de­rung soll sich au­ßer­dem auf schwer oder nicht ver­meid­ba­re Emis­si­o­nen fo­kus­sie­ren. Die För­der­richt­li­nie "Bun­des­för­de­rung In­dus­trie und Kli­ma­schutz" sieht im Zu­ge des­sen ei­ne ge­ziel­te Un­ter­stüt­zung für Pro­jek­te in der In­dus­trie und Ab­fall­wirt­schaft vor.
  • Eu­ro­pä­i­sche Ko­ope­ra­tion: Deutsch­land strebt ei­ne en­ge­re Zu­sam­men­ar­beit mit Län­dern wie Dä­ne­mark, Nor­we­gen oder Nie­der­lan­de an, da die­se be­reits fort­ge­schrit­te­ne Spei­cher­pro­jek­te ent­wi­ckelt ha­ben
  • Lang­fris­ti­ge De­kar­bo­ni­sie­rungs­stra­te­gie: Die Carbon Ma­nage­ment-Stra­te­gie wird er­gänzt durch eine Lang­frist­stra­te­gie für Ne­ga­tiv­emis­si­o­nen, die auf Tech­no­lo­gien wie Direct Air Capture and Storage (DACCS) und Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS) setzt. Bei­de Tech­no­lo­gien sol­len da­bei hel­fen, un­ver­meid­ba­re Emis­si­o­nen aus­zu­glei­chen.

Wis­sen­schaft­li­cher und po­li­ti­scher Kon­text

Die Bun­des­re­gie­rung orien­tiert sich bei der Carbon Ma­nage­ment-Stra­te­gie an ak­tu­el­len wis­sen­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen, da­run­ter der Be­richt des Welt­kli­ma­rats (IPCC), der CCS/­CCU als not­wen­dig für die Be­gren­zung der glo­ba­len Er­wär­mung auf 1,5 Grad Celsius er­ach­tet. Die Tech­no­lo­gien wer­den in­ter­na­ti­o­nal dy­na­misch aus­ge­baut und Deutsch­land will so­wohl tech­no­lo­gisch als auch re­gu­la­to­risch auf Au­gen­hö­he mit füh­ren­den Län­dern wie Nor­we­gen und den USA agie­ren.

Unsere Position zur Carbon Management Strategie

Die Eck­punk­te der Bun­des­re­gie­rung le­gen ei­nen star­ken Fo­kus auf Carbon Capture and Storage (CCS). Wir for­dern, auch die Rol­le der Carbon Capture and Utilization (CCU) stär­ker in die Stra­te­gie zu in­te­grie­ren.

Die zu­künf­ti­ge Trans­port­in­fra­struk­tur für CO2 ist nicht aus­rei­chend adres­siert. Die Not­wen­dig­keit ei­nes gut di­men­si­o­nier­ten CO2-Lei­tungs­net­zes, das nicht nur Pipe­lines, son­dern auch Schiff und Schie­ne ein­be­zieht, ist es­sen­ti­ell.

Po­si­tiv an­zu­mer­ken ist, dass nun Off­shore-Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten in der deut­schen Aus­schließ­li­chen Wirt­schafts­zo­ne (AWZ) er­schlos­sen wer­den sol­len, was Deutsch­land als größ­ten CO2-Emit­ten­ten Eu­ro­pas ge­recht wird.

Die ge­plan­te Ra­ti­fi­zie­rung der 2009 vor­ge­nom­me­nen Än­de­rung des Lon­do­ner Pro­to­kolls wird be­grüßt, da dies den Off­shore-CO2-Trans­port ins Aus­land er­mög­licht.

För­der­pro­gram­me wie Carbon Contracts-for-Difference sind es­sen­ti­ell für den Hoch­lauf der CCS/­CCU-Pro­jek­te. Die aus­for­mu­lier­te Carbon Ma­nage­ment-Stra­te­gie muss aber für mehr Klar­heit über För­de­run­gen auf das Zu­sam­men­spiel von eu­ro­pä­i­scher und na­ti­o­na­ler Ebe­ne sor­gen.

Ge­setz­li­che Än­de­run­gen (Re­fe­ren­ten­ent­wurf zur Änderung des KSpTG)

Ei­ne Be­schleu­ni­gung der Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren ist not­wen­dig, um den schnel­len Auf­bau ei­ner eu­ro­pä­i­schen In­fra­struk­tur zu er­mög­li­chen. So ist un­ter an­de­rem auf die Har­mo­ni­sie­rung mit dem EnWG (Ener­gie­wirt­schafts­ge­setz) not­wen­dig, um zum Bei­spiel ei­ne ver­kürz­te Kla­ge­be­grün­dungs­frist zu er­mög­li­chen.

Au­ßer­dem wird emp­foh­len, die Haf­tungs­re­ge­lun­gen für CCS-Pro­jek­te auf ein ver­gleich­ba­res Maß wie im Ener­gie­sek­tor zu be­schrän­ken.

Ins­ge­samt wird die Carbon Mavnage­ment-Stra­te­gie (CMS) der Bun­des­re­gie­rung be­grüßt, aber es gibt Kri­tik an feh­len­den De­tails, ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der CO2-Nut­zung (CCU) und der Di­men­si­on der Trans­port­in­fra­struk­tur. Auch die in­ter­na­ti­o­na­le Zu­sam­men­ar­beit und die Schaf­fung von wirt­schaft­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen durch staat­li­che För­de­rung sind zen­tra­le Punk­te. Als hem­mend für die Ent­wick­lung von CO2-Spei­chern im geo­lo­gi­schen Un­ter­grund der AWZ wird un­ter an­de­rem die Acht-Ki­lo­me­ter-Puf­fer­zo­ne im ak­tu­el­len KSpTG-Ent­wurf ge­sehen. Die CMS muss Deutsch­lands Rol­le als wich­ti­ges Tran­sit­land für CO2 an­er­ken­nen. Ei­ne aus­rei­chen­de Di­men­si­o­nie­rung und auch die Ent­wick­lung ei­ner Trans­port­in­fra­struk­tur müs­sen jetzt schnell um­ge­setzt wer­den, da ei­ni­ge Nach­bar­län­der schon we­sent­lich wei­ter sind und auf den Auf­bau ei­ner Trans­port­in­fra­struk­tur in Deutsch­land war­ten. Da­mit agiert Deutsch­land der­zeit eher als Brem­ser als ein Front­runner im Be­reich Carbon Ma­nage­ment.

Expertenthema

Bei der Ent­nah­me bzw. Ab­schei­dung, Nut­zung und Spei­che­rung von CO2 wer­den grund­sätz­lich drei Ka­te­go­rien un­ter­schie­den:

Der Be­griff CDR (Carbon Dioxide Removal) be­zeich­net Tech­no­lo­gien und na­tür­li­che Ver­fah­ren, die der At­mo­sphä­re (Um­ge­bungs­luft und Bio­mas­se) CO2 ent­zie­hen und es für kli­ma­re­le­van­te Zeit­räu­me in geo­lo­gi­schen Spei­cher­stät­ten, ter­res­tri­schen oder oze­a­ni­schen Koh­len­stoff­spei­chern oder lang­le­bi­gen Pro­duk­ten bin­den.

CDR-Me­tho­den un­ter­schei­den sich in Be­zug auf den Ab­schei­dungs­pro­zess, den Zeit­rah­men für die Koh­len­stoff­spei­che­rung, die tech­no­lo­gi­sche Rei­fe, das CO2-Min­de­rungs­po­ten­zi­al, die Kos­ten, die in­di­rekt ver­ur­sach­ten Kli­ma­wir­kung, die Ener­gie- und Treib­haus­gas­bi­lan­zen und die Governance-An­for­de­run­gen.

CCS (Carbon Capture and Storage) be­schreibt die Ab­schei­dung von CO2 in Ver­bin­dung mit der an­schlie­ßen­den dau­er­haf­ten Spei­che­rung in ge­eig­ne­ten geo­lo­gi­schen For­ma­ti­o­nen. Da­bei han­delt es sich um ei­nen Pro­zess, bei dem CO2 aus der At­mo­sphä­re, aus bio­ge­nen oder in­dus­tri­el­len Punkt­quel­len ab­ge­schie­den, auf­be­rei­tet, ver­dich­tet und zu ei­ner Spei­cher­stät­te trans­por­tiert und im geo­lo­gi­schen Un­ter­grund dau­er­haft von der At­mo­sphä­re iso­liert und ge­spei­chert wird.

Die je­wei­li­ge CO2-Bi­lanz wird be­stimmt durch den CO2-Ur­sprung (fos­sil, bio­gen, at­mo­sphä­risch), wei­te­ren THG-Emis­si­o­nen in der Pro­zess­ket­te und der Per­ma­nenz der Spei­che­rung.

Von CCU (Carbon Capture and Utilization) spricht man, wenn das CO2, das der At­mo­sphä­re, an ei­ner bio­ge­nen, in­dus­tri­el­len oder ener­gie­be­zo­ge­nen Punkt­quel­le oder Punkt­quel­len ab­ge­schie­den, auf­be­rei­tet, kom­pri­miert, trans­por­tiert und dann di­rekt oder nach Um­wand­lung zur Her­stel­lung ei­nes neu­en Pro­dukts ge­nutzt wird.

Die CO2-Bi­lanz von CCU wird be­stimmt durch die CO2-Quel­le, dem po­ten­zi­el­len An­wen­dungs­maß­stab, der Le­bens­dau­er des Pro­duk­tes, den CO2-Emis­si­o­nen der Pro­zess­ket­te und dem er­setz­ten Pro­dukt.

Was ist die CO2-Bi­lanz?

Als CO2-Bi­lanz wird der Ge­samt­be­trag an Koh­len­stoff­di­o­xid-Emis­si­o­nen be­zeich­net, der ent­we­der di­rekt und in­di­rekt ent­lang der ge­sam­ten Pro­zess­ket­te ei­ner Ak­ti­vi­tät oder ei­nes Pro­duk­tes ent­steht. Ei­ne CO2-Bi­lanz um­fasst in man­chen Fäl­len auch die Ge­samt­heit an­de­rer Treib­haus­gas-Emis­si­o­nen und wird in Ton­ne CO2-Äqui­va­lent an­ge­ge­ben.

Negativemissionen durch Carbon Management

Die tech­ni­schen Ent­nah­me­ver­fah­ren, mit de­nen zu­sätz­lich Ne­ga­tiv­emis­si­o­nen er­zielt wer­den kön­nen, sind Bioenergy with Carbon Dioxide Capture and Storage (BECCS) und Direct Air Carbon Dioxide Capture and Storage (DACCS). Da­bei kommt BECCS bei An­la­gen zum Ein­satz, die bio­ge­ne Ener­gie­trä­ger ver­wen­den. Bei DACCS han­delt es sich um Ver­fah­ren, die CO2 di­rekt aus der At­mo­sphä­re ab­schei­den. In bei­den Ver­fah­ren wird das CO2 auf­be­rei­tet, trans­por­tiert und di­rekt in ei­ner geo­lo­gi­schen Spei­cher­stät­te ein­ge­spei­chert.

Das Bild zeigt einen Nadelwald von oben. Auf dem Bild steht geschrieben: Webinar Negativemissionen..

Bye Bye, CO2: Negativemissionen

In un­se­rer We­bi­nar­rei­he "Bye Bye, CO2" wid­men wir uns dem The­ma Carbon Ma­nage­ment – von den Grund­la­gen über Ab­schei­de-Tech­no­lo­gien und den Auf­bau der be­nö­tig­ten In­fra­struk­tur bis hin zu si­cher­heits­re­le­van­ten As­pek­ten und den re­gu­la­to­ri­schen Rah­men­be­din­gun­gen für CCU und CCS in Deutsch­land und Eu­ro­pa.

In die­ser Fol­ge geht es um Kli­ma­schutz durch Ne­ga­tiv­emis­si­o­nen, denn sie sind ent­schei­dend im Kampf ge­gen den Kli­ma­wan­del. Sie zie­len da­rauf ab, Koh­len­di­o­xid aus der Atmo­sphä­re zu ent­fer­nen und dau­er­haft zu spei­chern. Ver­schie­de­ne Tech­no­lo­gien spie­len da­bei eine zen­tra­le Rol­le. In die­sem We­bi­nar dis­ku­tie­ren wir die Chan­cen und He­raus­for­de­run­gen von Ne­ga­tiv­emis­si­o­nen und schauen auf kon­kre­te Pro­jek­te.

Abscheidung von CO2

Abscheidung von CO2

Ver­schie­de­ne Ver­fah­ren zur CO2-Ab­schei­dung er­mög­li­chen die Trans­for­ma­ti­on hin zur de­fos­si­li­sier­ten In­dus­trie.

Geologische Speicherung von CO2

Speicherung von CO2

Die geo­lo­gi­sche Spei­che­rung von Koh­len­di­o­xid kann ein wich­ti­ger Bau­stein für ei­ne kli­ma­neu­tra­le Wirt­schaft sein.

Transportinfrastruktur für CO2

Infrastruktur für CO2

Ei­ne pas­sen­de In­fra­struk­tur er­mög­licht den CO2-Trans­port von Emit­ten­ten zu tech­ni­schen Sen­ken.

CCU ermöglicht die Nutzung von CO2 als Rohstoff

Nutzung von CO2

Schwer ver­meid­ba­res CO2 kann für in­dus­tri­el­le Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se als Roh­stoff ge­nutzt wer­den.

Handlungsrahmen für Carbon Management

Der Hand­lungs­rah­men für CCU/S ist in Eu­ro­pa über un­ter­schied­li­che Rechts­ak­te auf na­ti­o­na­ler und eu­ro­pä­i­scher Ebe­ne ge­re­gelt. So gibt es so­wohl in den ein­zel­nen Mit­glieds­staa­ten der EU und des EWR als auch auf EU-Ebe­ne un­ter­schied­li­che Re­ge­lun­gen für den Um­gang mit CCU/S.

In Eu­ro­pa ist vor al­lem die "Richt­li­nie über die geo­lo­gi­sche Spei­che­rung von CO2" (EU-CCS-Richt­li­nie) von 2009 maß­geb­lich für die Re­ge­lung von CCS in der EU. In die­ser Richt­li­nie sind un­ter an­de­rem Re­ge­lun­gen zum Be­trieb, Über­wa­chung und Nach­sor­ge­ver­pflich­tun­gen von Spei­cher­stät­ten zu fin­den. Im Zu­ge der Imp­le­men­tie­rung der CCS-Richt­li­nie wur­den auch an­de­re Richt­li­nien ge­än­dert, um CCS-As­pek­te um­fäng­lich zu re­geln. So wur­de z. B. die Richt­li­nie zur Um­welt­haf­tung (2004/35/EG) ge­än­dert, um die Haf­tung für ört­li­che Um­welt­schä­den durch CCS zu re­geln oder et­wa die Was­ser­rah­men­richt­li­nie (2000/60/ EG), um die In­jek­ti­on von CO2 in sa­li­ne Aqui­fe­re zu Zwe­cken der geo­lo­gi­schen Spei­che­rung zu­zu­las­sen.

Zum wei­te­ren be­ste­hen­den Rechts­rah­men für CCU/S auf EU-Ebe­ne sind au­ßer­dem die Trans-European Net­works for Energy (TEN-E)-Ver­ord­nung, das EU Emissions Trading System (ETS), die Re­new­able Energy Directive (RED), die EU Taxonomy for Sustainable Finance oder die CEEAG State Aid Guidelines der EU zu nen­nen.

In Deutsch­land ist die Um­set­zung der EU-CCS-Richt­li­nie durch das "Ge­setz zur De­mons­tra­ti­on der dau­er­haf­ten Spei­che­rung von Koh­len­di­o­xid" (Koh­len­di­o­xid-Spei­che­rungs­ge­setz – KSpG) er­folgt. Das Ge­setz gilt der­zeit al­ler­dings nur für die Er­pro­bung und De­mons­tra­ti­on der dau­er­haf­ten Spei­che­rung von Koh­len­di­o­xid in un­ter­ir­di­schen Ge­steins­schich­ten und ist noch nicht für eine groß­ska­li­ge in­dus­tri­el­le Nut­zung von CCU/S aus­ge­rich­tet.

Auf EU-Ebe­ne wur­den in jüngs­ter Zeit ver­schie­de­ne Rechts­set­zun­gen an­ge­sto­ßen. Da­zu ge­hö­ren u. a. die Plä­ne für nach­hal­ti­ge Koh­len­stoff­kreis­läu­fe. In die­sem Zu­sam­men­hang soll ein EU-Rechts­rah­men für die Zer­ti­fi­zie­rung des CO2-Ab­baus ge­schaf­fen wer­den. Mit dem Ent­wurf für ei­nen Net Zero Industry Act (NZIA) soll auf eu­ro­pä­i­scher Ebe­ne ein ver­ein­fach­ter Rah­men für In­ves­ti­ti­o­nen in nach­hal­ti­ge Ener­gie­in­fra­struk­tu­ren ge­schaf­fen wer­den und – ne­ben wei­te­ren Tech­no­lo­gien – CCS als "Net-Zero-Technology" ein­ge­stuft wer­den. Mit Hil­fe des NZIA sol­len Tech­no­lo­gien und An­la­gen für CCS bes­se­ren Zu­gang zu För­de­run­gen er­hal­ten und durch ver­ein­fach­te Ge­neh­mi­gun­gen schnel­ler im­ple­men­tiert wer­den kön­nen. Zu­dem sol­len mit dem NZIA fes­te Men­gen­zie­le für die eu­ro­pä­i­sche CO2-Spei­che­rung fest­ge­legt wer­den.

In Deutsch­land wird der­zeit auf Ba­sis des Eva­lu­ie­rungs­be­rich­tes der Bun­des­re­gie­rung zum Koh­len­di­o­xid-Spei­che­rungs­ge­setz ei­ne Car­bon Ma­nage­ment Stra­te­gie er­ar­bei­tet. Im Er­geb­nis soll auf der Ba­sis der Car­bon Ma­nage­ment Stra­te­gie aus­ge­ar­bei­tet wer­den, ob und in wel­chem Um­fang in Deutsch­land CCU/S an­ge­wen­det und ge­nutzt wer­den soll. Pa­ral­lel da­zu wur­de sei­tens der Bun­des­re­gie­rung ei­ne Fort­schrei­bung der Na­ti­o­na­len Was­ser­stoff­stra­te­gie ver­ab­schie­det und die Pro­zes­se zur Er­ar­bei­tung ei­ner Kreis­lauf­wirt­schafts­stra­te­gie und Bio­mas­se­stra­te­gie an­ge­sto­ßen, die je­weils Im­pli­ka­ti­o­nen für die ge­plan­te Car­bon Ma­nage­ment Stra­te­gie ha­ben.

Expertenthema

Carbon Management für eine klimaneutrale Wirtschaft

Car­bon Ma­nage­ment ist ein wich­ti­ger Bau­stein für ei­ne kli­ma­neu­tra­le Wirt­schaft. Die Gas- und Was­ser­stoff­wirt­schaft ver­fügt über die er­for­der­li­chen Struk­tu­ren so­wie die not­wen­di­gen Kom­pe­ten­zen und Res­sour­cen.

Cookies
Verwalten Sie Ihre Cookie-Einstellungen
Wir verwenden Cookies, um Ihnen eine optimale Nutzung unseres Internetangebots zu ermöglichen. Dazu zählen Cookies, die für den sicheren und technischen Betrieb der Website notwendig sind, sowie solche, die zu anonymen Statistikzwecken genutzt werden. Einige Informationen zur Verwendung unserer Website geben wir an Partner für soziale Medien und Werbung weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

In den folgenden Cookie-Zustimmungsoptionen können Sie die Cookies verwalten und zusätzliche Kategorien zulassen. Indem Sie auf den Button "Alle Cookies akzeptieren" klicken, werden alle Kategorien von Cookies aktiviert. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ihre Auswahl: