Gas – aktuell vor allem Erdgas – ist als Wärmequelle für viele Produktionsprozesse bei der Papierherstellung kaum zu ersetzen. Der emissionsarme Energieträger kommt unter anderem bei der Erzeugung von Dampf zum Einsatz, der für das Altpapierrecycling und für das Trocknen von Papier benötigt wird.
Auch der Strom, mit dem Papiermaschinen betrieben werden, wird häufig vor Ort aus Erdgas erzeugt. Diese dezentrale Stromerzeugung ermöglicht unter anderem die enorme Leistungsfähigkeit moderner Papiermaschinen, die bei einer Laufbreite von zwölf Metern Produktionsgeschwindigkeiten von bis zu 2.000 Metern pro Minute erreichen. Das reicht für mehrere Hunderttausend Tonnen Papier pro Jahr, allein mit einer Maschine.
Der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE, die Interessenvertretung der Papierhersteller in Deutschland, hat deshalb schon frühzeitig nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und den verschärften Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland vor einer Knappheit von Erdgas gewarnt. Bei einem Ausfall der Gas-Versorgung oder einer Reduzierung der verfügbaren Gas-Menge könnten die deutschen Papierhersteller nach Aussage des Spitzenverbands maximal 10 bis 15 Prozent der benötigten Energie aus anderen Quellen gewinnen, zum Beispiel aus Strom, Öl oder Kohle. Bei den beiden Letzteren wären damit deutlich höhere CO2-Emissionen verbunden.
Die Branche drängt darauf, dass Gas auch für Industriebetriebe weiterhin verfügbar bleibt: durch eine Anpassung der Notfallpläne im Falle eines tatsächlichen Gas-Mangels und parallel durch die schnellstmögliche Substituierung von fossilem Erdgas durch klimaneutrale Gase. Hier wird Wasserstoff in Zukunft eine Hauptrolle spielen.