Die Spitzenlast in Deutschland, auch Jahreshöchstlast genannt, beträgt rund 80 GW, die gesicherte Leistung liegt bei knapp 90 GW. Bis 2030 soll die gesicherte Leistung auf 66 GW reduziert werden. Deutschland wäre unter diesen Voraussetzungen auf Importe von beinahe 15 GW über den europäischen Strommarkt angewiesen. Der Anstieg der deutschen Spitzenlast durch die zunehmende Elektrifizierung ist hierbei noch unberücksichtigt. Diese wird – je nach Studienlage – geschätzt auf 100 GW und mehr ansteigen.
Bislang profitieren die europäischen Nachbarländer von Deutschlands hoher Versorgungssicherheit durch Stromexporte. Aber auch sie treiben die Energiewende auf europäischer Ebene voran, wodurch verfügbare Überkapazitäten in Europa künftig deutlich geringer werden dürften. Eine Dunkelflaute könnte die Versorgungssicherheit gefährden und zu einem Brownout, einer kontrollierten Reduzierung der Stromnachfrage bis hin zum Lastabwurf, führen.
Der drohenden Stromlücke kann nicht allein durch einen massiven Zubau an erneuerbaren Energieanlagen begegnet werden. Für die Versorgungssicherheit ist maßgeblich, dass ausreichend steuerbare gesicherte Kapazitäten zur Verfügung stehen, um jederzeit die Residuallast abdecken zu können. Auf der Angebotsseite muss daher ein deutlicher und schnellerer Ausbau von Stromspeichern und flexibel regelbaren Kapazitäten, wie z. B. wasserstofffähigen Gas-Kraftwerken, stattfinden. Dies wird aber unter den Bedingungen des aktuellen Energy-Only-Marktes nicht ausreichend angereizt, sodass dringend ein neues Strommarktdesign unter Berücksichtigung von Kapazitätsmechanismen umgesetzt werden muss.