Nutzung von CO2: Rohstoff statt Abfall

In der Na­tur ist Koh­len­stoff­di­o­xid (CO2) in gro­ßen Men­gen und in ei­ner Viel­zahl na­tür­li­cher Pro­zes­se zu fin­den. Um die­se Res­sour­cen aber zu scho­nen und kei­ne zu­sätz­li­chen CO2-Emis­si­o­nen zu ge­ne­rie­ren, kann das CO2, dass mit CCU – Carbon Capture and Utilization – ge­won­nen wird, in ei­nen wirt­schaft­li­chen Koh­len­stoff­kreis­lauf ein­ge­bet­tet wer­den und da­mit zum ei­nen die in­dus­tri­el­le Roh­stoff­ba­sis er­wei­tern und zum an­dern den Ein­satz von fos­si­len Res­sour­cen re­du­zie­ren.

CO2 als Rohstoff

Ab­ge­schie­de­nes CO2 ist ei­ne Koh­len­stoff­quel­le, die künf­tig als Roh­stoff­quel­le für in­dus­tri­el­le Pro­zes­se die­nen und Koh­len­stoff aus fos­si­len Quel­len er­set­zen kann.

CO2 hat zahl­rei­che stoff­li­che Ei­gen­schaf­ten, die für ei­ne Ver­wen­dung als Roh­stoff vor­teil­haft sind. So ver­fügt das Gas über ei­ne ho­he Ka­pa­zi­tät zur Wär­me­auf­nah­me, ist von sei­ner Struk­tur sta­bil und nicht re­ak­tiv und kann als Lö­sungs­mit­tel ein­ge­setzt wer­den. Ein­satz­ge­bie­te fin­den sich in der Le­bens­mit­tel- und Ge­trän­ke­pro­duk­ti­on, in der Me­tall­be­ar­bei­tung, bei Kühl­pro­zes­sen, in der che­mi­schen Rei­ni­gung, der Brand­be­kämp­fung, Was­ser­auf­be­rei­tung oder im Ge­sund­heits­we­sen.

Carbon Capture and Utilization

Quellen und Nutzung

Carbon Capture and Utilization (CCU) ist die Nut­zung des Koh­len­stoffs aus ab­ge­schie­de­nem CO2. Müs­sen heu­te die Be­dar­fe für Koh­len­stoff als Roh­stoff meist durch die För­de­rung von fos­si­len Roh­stof­fen ge­deckt wer­den, kann der Koh­len­stoff, der bei CCU ge­nutzt wird, den aus fos­si­len Quel­len stam­men­den Koh­len­stoff er­set­zen.

CO2 wird in ei­ni­gen In­dus­trien als wich­ti­ger Roh­stoff ge­nutzt. So wird es bei­spiels­wei­se für die Her­stel­lung von Ba­sis­che­mi­ka­lien wie Po­ly­ethy­len, Po­ly­pro­py­len, Etha­nol oder Po­ly­o­len für Po­ly­u­re­than und als Aus­gangs­stoff für ei­ne Viel­zahl von Zwi­schen- und End­pro­duk­ten ge­nutzt. Da­zu ge­hö­ren Lö­sungs­mit­tel für die Ver­wen­dung in La­cken, Kleb­stof­fen oder Rei­ni­gern, Harn­stoff, zum Bei­spiel für die Kos­me­tik­in­dus­trie und als Dün­ge­mit­tel in der Land­wirt­schaft, oder Plas­tik für Hart­schäu­me, wie et­wa für Dämm­stof­fe an Ge­bäu­den. Au­ßer­dem wird CO2 ge­mein­sam mit Was­ser­stoff für die Pro­duk­ti­on von syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen ver­wen­det. Auch in Mi­ne­ra­li­sie­rungs­tech­no­lo­gien, zum Bei­spiel für Bau­stof­fe oder in der Le­bens­mit­tel­in­dus­trie, gibt es mitt­ler­wei­le Ver­fah­ren zur Her­stel­lung von Pro­duk­ten, die CO2 als wich­ti­gen Bau­stein nut­zen.

CCU macht CO2-Emis­si­o­nen nutz­bar und kann da­mit ins­be­son­de­re die Roh­stoff­ba­sis für die In­dus­trie er­wei­tern, fos­si­le Koh­len­stoff­quel­len er­set­zen so­wie ei­nen wich­ti­gen Bei­trag zu ei­ner Kreis­lauf­wirt­schaft leis­ten. Nicht nur die Funk­ti­on als CO2-Sen­ke, son­dern pri­mär als Sub­sti­tut für fos­si­len Koh­len­stoff ist der Vor­teil von CCU.

Als Quel­len für das auf der Ba­sis von CCU-Pro­zes­sen ge­won­ne­ne und ge­nutz­te CO2 kom­men ins­be­son­de­re in­dus­tri­el­le Punkt­quel­len (z. B. Ze­ment­wer­ke), Bio­gas-An­la­gen (mit BECCU) oder die Um­ge­bungs­luft (mit DACCU) in­fra­ge.

Ein wich­ti­ger As­pekt ist die Öko­bi­lanz bzw. die CO2-Bi­lanz ei­nes Pro­duk­tes, das auf der Ba­sis von CCU-Pro­zes­sen her­ge­stellt wird. Die­se Bi­lanz, mit der nach­voll­zo­gen wer­den soll, wel­che CO2-Emis­si­o­nen ein Pro­dukt von der Her­stel­lung bis zur Ent­sor­gung ver­ur­sacht, ist ein wich­ti­ges Ins­tru­ment zur Mes­sung des tat­säch­li­chen Bei­trags zum Kli­ma­schutz. Die CO2-Bi­lanz wird auch Le­bens­zy­klus­ana­ly­se (Life Cycle Assessment, LCA) ge­nannt.

Pro­duk­te, die für ih­re Her­stel­lung Koh­len­stoff be­nö­ti­gen, der zur­zeit meis­tens aus fos­si­len Roh­stof­fen ge­won­nen wird, ha­ben meist ei­nen ho­hen CO2-Fuß­ab­druck. Die­ser Fuß­ab­druck kann durch den Ein­satz von Koh­len­stoff, der über CCU ge­won­nen wur­de, ver­klei­nert wer­den.

Kohlenstoff als Rohstoffe: Verfügbarkeit und Nachfrage

Koh­len­stoff aus CCU-Pro­zes­sen wird glo­bal ein gro­ßes Men­gen­po­ten­zi­al zu­ge­schrie­ben. Da­bei spie­len eta­b­lier­te und be­reits ge­nutz­te An­wen­dun­gen, wie et­wa die Nut­zung von CO2 als Ba­sis für syn­the­ti­sche Kraft­stof­fe oder Pro­duk­te aus der Che­mie, ei­ne we­sent­li­che Rol­le. Aber auch neue An­wen­dun­gen wie et­wa die Pro­te­in­her­stel­lung aus CO2 oder die Ver­wen­dung von CO2 in Bau­stof­fen wer­den neue Nut­zungs­po­ten­zi­a­le für Kohlen­stoff­dioxid aus CCU-Pro­zes­sen dar­stel­len.

Die zu­künf­ti­gen Be­dar­fe hän­gen ins­be­son­de­re von der zu­künf­ti­gen Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung so­wie von Trans­for­ma­ti­ons­pfa­den zur De­fos­si­li­sie­rung der In­dus­trien ab. So wird für 2030 und 2050 ein glo­ba­ler Be­darf von CO2 als Roh­stoff auf 0,6 Mrd. Ton­nen bzw. 6,1 Mrd. Ton­nen ge­schätzt. Da­bei wer­den vor al­lem in­dus­tri­el­le Punkt­quel­len ei­nen Groß­teil der CO2-Men­gen lie­fern. In Deutsch­land wird der Be­darf auf 234–423 Mio. Ton­nen Kohlen­stoff­dioxid pro Jahr ge­schätzt. Al­lein die deut­sche Che­mie­in­dus­trie be­zif­fert ih­ren Be­darf für CO2 als Roh­stoff auf fast 52 Mio. Ton­nen im Jahr 2045.

Ei­ne ak­tu­el­le Über­sicht zu ak­tu­ell lau­fen­den Pro­jek­ten zur CO2-Nut­zung ist auf der Pro­jekt­sei­te von CO2-Win zu fin­den. CO2-Win ist ein Pro­jekt­vor­ha­ben der DECHEMA Ge­sell­schaft für Che­mi­sche Tech­nik und Bio­tech­no­lo­gie e.V., das vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF) ge­för­dert wird. Be­reits ab­ge­schlos­se­ne Pro­jek­te zur CO2-Nut­zung sind beim For­schungs­ins­ti­tut für Nach­hal­tig­keit – Helm­holtz-Zen­trum Pots­dam zu fin­den.

Einsatz in der Industrie

Welt­weit wer­den pro Jahr be­reits heu­te rund 230 Mil­li­o­nen Ton­nen CO2 in­dus­tri­ell ge­nutzt. Das Haupt­ein­satz­ge­biet ist die che­mi­sche In­dus­trie. Hier dient das Gas als Grund­stoff zur Her­stel­lung or­ga­ni­scher Ver­bin­dun­gen. Es wird bei­spiels­wei­se zur Pro­duk­ti­on von Harn­stoff oder Amei­sen­säu­re ein­ge­setzt. Da­rü­ber hi­naus wird die Her­stel­lung wei­te­rer Stof­fe aus CO2 er­forscht.

Das bis­lang in der che­mi­schen In­dus­trie ein­ge­setz­te CO2 stammt zum gro­ßen Teil aus den vor­ge­schal­te­ten Pro­zes­sen der Am­mo­ni­ak-Her­stel­lung, bei de­nen CO2 als Ne­ben­pro­dukt an­fällt, oder aus na­tür­li­chen Quel­len, aus de­nen es als Koh­len­säu­re ge­för­dert wird. Das Po­ten­zi­al von CO2 aus in­dus­tri­el­len Ab­ga­sen als al­ter­na­ti­ve Koh­len­stoff­quel­le steigt im Zu­ge der zu­neh­men­den De­fos­si­li­sie­rung der In­dus­trie.

Das bes­te Bei­spiel da­für bie­tet die Harn­stoff­syn­the­se aus Am­mo­ni­ak und Koh­len­di­o­xid. Am­mo­ni­ak ist ei­ne che­mi­sche Ver­bin­dung aus Was­ser­stoff und Stick­stoff. Der Was­ser­stoff wird heu­te zum gro­ßen Teil aus Erd­gas ge­won­nen. Da­bei ent­steht das CO2, das bei der spä­te­ren Harn­stoff­syn­the­se wie­der­ver­wen­det wird. Am­mo­ni­ak hat al­ler­dings im Zu­ge des welt­wei­ten Hoch­laufs der grü­nen Was­ser­stoff­wirt­schaft ei­ne ho­he Be­deu­tung, um Was­ser­stoff über lan­ge Stre­cken zu trans­por­tie­ren. Der Am­mo­ni­ak in der Harn­stoff­syn­the­se lässt sich so­mit pers­pek­ti­visch durch grü­nen Am­mo­ni­ak er­set­zen. In die­sem Fall ist dann ei­ne al­ter­na­ti­ve CO2-Quel­le not­wen­dig. Hier er­gibt sich das Po­ten­zi­al für ei­ne CCU-Pro­zess­ket­te.

Durch ei­ne Um­stel­lung auf die Nut­zung von ab­ge­schie­de­nem CO2 hat die che­mi­sche In­dus­trie ins­ge­samt das Po­ten­zi­al, von ei­ner CO2-Quel­le zu ei­ner CO2-Sen­ke zu wer­den. Doch auch wei­te­re Bran­chen ar­bei­ten an ei­ner Nut­zung von CO2 als Roh­stoff. Ein Bei­spiel bie­tet die Ze­ment­in­dus­trie: Hier kön­nen aus CO2 und Me­tall­oxi­den her­ge­stell­te Kar­bo­na­te Koh­len­di­o­xid lang­fris­tig bin­den, auch wenn bei der Ze­ment­her­stel­lung pro­zess­be­dingt auch wei­ter­hin CO2-Emis­si­o­nen ent­ste­hen.

Produktion von E-Fuels und synthetischem Methan

Das Ein­satz­ge­biet von CO2 mit dem größ­ten Po­ten­zi­al ist die Her­stel­lung von E-Fuels. Die­se kön­nen erd­öl­ba­sier­te Kraft­stof­fe im Markt sub­sti­tu­ie­ren. E-Fuels kön­nen zur De­fos­si­li­sie­rung des Mo­bi­li­täts­sek­tors bei­tra­gen. Denn wäh­rend sich Pkw für ei­ne Elek­tri­fi­zie­rung des An­triebs an­bie­ten, sind an­de­re Ver­kehrs­mit­tel wie Flug­zeu­ge trotz lau­fen­der For­schun­gen der­zeit noch auf Ke­ro­sin an­ge­wie­sen. Dies kann als E-Ke­ro­sin aus re­ge­ne­ra­tiv er­zeug­ter Ener­gie und CO2 ent­ste­hen.

Was­ser­stoff lässt sich zu­dem mit­hil­fe von CO2 me­tha­ni­sie­ren. Die­ses syn­the­tisch her­ge­stell­te Gas bie­tet den Vor­teil, dass es von sei­ner Struk­tur dem kon­ven­ti­o­nel­len Erd­gas ent­spricht. Es lässt sich da­her un­be­grenzt in die be­ste­hen­de Gas-In­fra­struk­tur ein­spei­sen und kann hier zur De­fos­si­li­sie­rung des Ener­gie­trä­gers bei­tra­gen.

Abscheidung von CO2

Abscheidung von CO2

Ver­schie­de­ne Ver­fah­ren zur CO2-Ab­schei­dung er­mög­li­chen die Trans­for­ma­ti­on hin zur de­fos­si­li­sier­ten In­dus­trie.

Transport von CO2

Infrastruktur für CO2

Ei­ne pas­sen­de In­fra­struk­tur er­mög­licht den trans­na­ti­o­na­len CO2-Trans­port von Emit­ten­ten zu tech­ni­schen Sen­ken.

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