Informationen zur aktuellen Lage der Gas-Versorgung

Die Lage der Gas-Versorgung in Deutschland ist stabil

Die Gas-Ver­sor­gung in Deutsch­land ist sta­bil und die Ver­sor­gung, ins­be­son­de­re für die rund 20 Mil­li­o­nen mit Gas be­heiz­ten Woh­nun­gen, ge­währ­leis­tet. Um die Ver­sor­gung für den Win­ter 2023/­2024 si­cher­zu­stel­len, hat Deutsch­land sei­ne Gas-Ver­sor­gungs­stra­te­gie an­ge­passt: Durch die wei­te­re Di­ver­si­fi­zie­rung der Be­zugs­quel­len und Be­zugs­we­ge, durch den Auf­bau ei­ner LNG-Im­port-In­fra­struk­tur und durch die In­ten­si­vie­rung der re­gi­o­na­len Bio­gas-Er­zeu­gung konn­te die Im­port­un­ab­hän­gig­keit von ein­zel­nen Län­dern er­folg­reich ver­grö­ßert wer­den. Der Füll­stand der Spei­cher zum 1. November hat die Ziel­vor­ga­be i. H. v. 95 % übertroffen.

Wie der Spei­cher­stand ak­tu­ell ist, wie viel Gas ver­braucht wird, wie der Gas-Markt auf­ge­baut ist, er­fah­ren Sie hier. Mit un­se­rem Dash­board ge­ben wir Ih­nen ei­nen de­tail­lier­ten und ak­tu­el­len Über­blick zu den wich­tigs­ten Da­ten und Fak­ten der Gas-Ver­sor­gung in Deutsch­land.

Gas-Speicherstand in
Deutschland

Die Daten umfassen den Großteil der Gas-Speicher in Deutschland. Datenquelle: GIE AGSI

Gesamtkapazität
Aktueller Füllstand
Vergleich zum Vortag

Gas-Verbrauch in
Deutschland

Aggregierte Verbrauchsdaten für SLP- und RLM-Kunden (vorläufig) im Trading Hub Europe-Marktgebiet. Datenquelle: Trading Hub Europe.

Höchster Wert 2024
Niedrigster Wert 2024
Vergleich zu 7-Tage

Gas-Importe nach
Deutschland

Direkte physische Gasflüsse über Grenzübergangspunkte einschließlich sämtlicher Transitmengen. Datenquelle: Bundesnetzagentur

Höchstwert 2024
Niedrigster Wert 2024
Vergleich zum Vortag

Gas-Export von
Deutschland

Direkte physische Gasflüsse über Grenzübergangspunkte einschließlich sämtlicher Transitmengen. Datenquelle: Bundesnetzagentur

Höchstwert 2024
Niedrigster Wert 2024
Vergleich zum Vortag

EU verlängert Energienotstands-Maßnahmen

Zur Stär­kung der Wi­der­stands­fä­hig­keit des Mark­tes bei gleich­zei­ti­ger Be­schleu­ni­gung des Über­gangs zu sau­be­rer Ener­gie und Ge­währ­leis­tung ei­ner si­che­ren Ener­gie­ver­sor­gung hat der EU-Ener­gie­mi­nis­ter­rat am 19.12.2023 die Gel­tungs­dau­er der drei Not­fall­ver­ord­nun­gen ver­län­gert, die zur Ein­däm­mung der Ener­gie­preis­kri­se be­schlos­sen wur­den.

Zu den Maß­nah­men ge­hö­ren:

  • die So­li­da­ri­täts­ver­ord­nung, die Be­stim­mun­gen über die Trans­pa­renz des LNG-Mark­tes und Stan­dard­re­geln für die So­li­da­ri­tät im Fal­le von Eng­päs­sen ent­hält,
  • der Markt­kor­rek­tur­me­cha­nis­mus, um die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger der EU und die Wirt­schaft vor über­höh­ten Prei­sen zu schüt­zen und
  • die Not­fall­re­geln im Zu­sam­men­hang mit der Be­schleu­ni­gung von Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren für Pro­jek­te im Be­reich der er­neu­er­ba­ren Ener­gien (Ver­län­ge­rung bis En­de Ju­ni 2025).

Wie viel Gas verbraucht Deutschland aktuell?

Rund 44 Pro­zent des Ga­ses wer­den in pri­va­ten Haus­hal­ten und in klei­ne­ren Ge­wer­be­be­trie­ben ver­braucht. Ins­ge­samt ging 2023 im Ver­gleich zum Vor­jahr der Erd­gas­-Ver­brauch mit et­wa –4,3 Pro­zent we­ni­ger stark zu­rück als der Pri­mär­ener­gie­ver­brauch (ca. –8 Pro­zent). Grün­de da­für sind, dass die deut­sche Wirt­schaft von einer wirt­schaft­li­chen Stag­na­ti­on bei gleich­zei­tig ho­hen In­fla­ti­ons­ra­ten ge­prägt war.

Dar­ge­stellt wer­den die ag­gre­gier­ten Ver­brauchs­da­ten für SLP- und RLM-Kun­den (Pri­vat- und Ge­wer­be- bzw. In­dus­trie­kun­den) im Markt­ge­biet Trading Hub Europe, die wie­de­rum durch die Netz­be­trei­ber zur Ver­fü­gung ge­stellt wer­den. Die Da­ten kön­nen sich rück­wir­kend bis zum Ab­schluss der Clearing­fris­ten än­dern.

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Deutschland 2023

Der deutsche Pri­mär­ener­gie­ver­brauch lag 2023 bei rund 2.997 TWh und sank um fast acht Pro­zent ge­gen­über 2022. Das ist der nied­rigs­te Ener­gie­ver­brauch seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung Deutsch­lands. Erd­gas stell­te im Jahr 2023 24,5 Pro­zent der Ener­gie zur Ver­fü­gung, die in Deutsch­land ver­braucht wur­de. Et­wa 20 Mil­li­o­nen Woh­nun­gen und 1,8 Mil­li­o­nen Un­ter­neh­men aus Ge­wer­be und In­dus­trie be­nö­tig­ten den Ener­gie­trä­ger zum Hei­zen oder zur Pro­duk­ti­on. Ob­wohl der An­teil von Erd­gas am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch im Ver­gleich zum Vor­jahr ge­sun­ken ist, be­trägt er im­mer noch fast ein Vier­tel.;

Der An­teil von Ga­sen am Pri­mär­ener­gie­ver­brauch be­wegt sich seit 20 Jah­ren auf kons­tan­tem Ni­veau. Die er­neu­er­ba­ren Ener­gien konn­ten ih­ren An­teil am Pri­mär­ener­gie­verbrauch im ver­gan­ge­nen Jahr um rund zwei Pro­zent stei­gern. Ur­sa­che da­für ist zum ei­nen der Aus­bau der Er­zeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten um ins­ge­samt 16 Gi­ga­watt. Zum an­de­ren konn­te die Wind­ener­gie an Land durch das win­di­ge Herbst­wet­ter ih­re Pro­duk­ti­on deut­lich stei­gern. Der An­teil von Stein- und Braun­koh­le an der deut­schen Ener­gie­er­zeu­gung hat sich im Jahr 2023 wei­ter re­du­ziert. Mit dem Aus der letz­ten drei deut­schen Kern­kraft­wer­ke im Ap­ril 2023 ging der An­teil der Kern­ener­gie­nut­zung auf na­he­zu null zu­rück.

* einschließlich Stromaustauschsaldo
Quelle: AGEB; Stand: 4. Januar 2024

Diversifikation im Gas-Import sichert die Versorgung

Deutsch­lands und Eu­ro­pas Gas-Ver­sor­gung ist breit di­ver­si­fi­ziert: Durch die gro­ße Zahl der Be­zugs­quel­len und Be­zugs­we­ge so­wie sta­bi­le Be­zie­hun­gen zu Lie­fer­län­dern kön­nen mög­li­che Eng­päs­se kom­pen­siert wer­den, so­dass die Gas-Ver­sor­gung der Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher ge­währ­leis­tet bleibt. Die Not­wen­dig­keit ei­nes di­ver­si­fi­zier­ten Gas­-Mark­tes wird seit dem Jahr 2022 be­son­ders deut­lich. Ver­läss­li­che Lie­fe­ran­ten für Deutsch­land wa­ren un­ter an­de­rem Nor­we­gen, Nie­der­lan­de und Bel­gien. Im De­zem­ber 2022 wur­de über Deutsch­lands ers­tes FSRU-Ter­mi­nal in Wil­helms­ha­ven erst­ma­lig LNG in das deut­sche Gas-Netz ein­ge­speist. In 2023 ka­men wei­te­re hin­zu.

Der Aus­bau der deut­schen LNG-Im­port­in­fra­struk­tur wird in den kom­men­den Jah­ren wei­ter vo­ran­ge­trie­ben. Ih­re Ver­füg­bar­keit ist für die wei­te­re Di­ver­si­fi­zie­rung der Ener­gie­ver­sor­gung ent­schei­dend, da LNG un­ab­hän­gig vom eu­ro­pä­i­schen Lei­tungs­netz per Schiff nach Deutsch­land im­por­tiert wer­den kann. Und auch für die Trans­for­ma­ti­on un­se­res Ener­gie­sys­tems hin zur Kli­ma­neu­tra­li­tät spielt die LNG-In­fra­struk­tur ei­ne wich­ti­ge Rol­le: Pers­pek­ti­visch wer­den hier Was­ser­stoff und sei­ne De­ri­va­te an­ge­lan­det wer­den. Denn auch die Ent­wick­lung von neu­en Ga­sen muss vo­ran­ge­trie­ben wer­den. Da­zu ge­hö­ren ein Aus­bau der Pro­duk­ti­on von re­gi­o­nal er­zeug­tem Bio­gas so­wie der Auf­be­rei­tungs­ka­pa­zi­tä­ten zu Bio­methan, der Hoch­lauf ei­nes deut­schen Was­ser­stoff­markts so­wie der Auf­bau und Aus­bau der Was­ser­stoff­in­fra­struk­tur.

Gas-Importe nach Deutschland

Nur we­ni­ge eu­ro­pä­i­sche Län­der för­dern Gas in nen­nens­wer­ten Men­gen, so auch Deutsch­land: Mehr als 90 Pro­zent des Gas-Be­darfs deckt Deutsch­land aus Im­por­ten. Zu­meist ge­langt Gas über trans­kon­ti­nen­ta­le Pipe­lines oder ver­flüs­sigt als LNG (Liquefied Natural Gas) über den See­weg nach Deutsch­land. Wäh­rend in den letz­ten Jah­ren mehr als die Hälf­te des ein­ge­setz­ten Erd­ga­ses aus Russ­land kam, nah­men die rus­si­schen Erd­gas­lie­fe­run­gen 2022 als Fol­ge des rus­si­schen An­griffs­kriegs ge­gen die Ukra­ine deut­lich ab und wur­den im Sep­tem­ber 2022 voll­stän­dig ein­ge­stellt. 2023 hat Deutsch­land 968 TWh (-33 % ggü. 2022) Gas im­por­tiert. Et­wa 43,5 Pro­zent des ein­ge­setz­ten Erd­ga­ses kam aus Nor­we­gen, et­wa 25,8 Pro­zent aus den Nie­der­lan­den, et­wa 21,9 Pro­zent aus Bel­gien und der Rest wur­de aus übri­gen eu­ro­pä­i­schen Län­dern im­por­tiert. Über die drei neuen LNG-Ter­mi­nals an Nord- und Ost­see wur­den knapp 70 Te­ra­watt­stun­den Erd­gas an­ge­lan­det, das ent­spricht ei­nem An­teil von 7 Pro­zent am Gesamtimport. Die In­lands­för­de­rung deck­te rund 5,2 Pro­zent (42 TWh) am Erd­gas­ver­brauch. Zu­dem flos­sen be­reits 10,5 Te­ra­watt­stun­den re­gi­o­nal er­zeug­tes Bio­methan durch das deut­sche Gas-Netz.

Die Import­strö­me 2022 für Gas be­we­gten sich im Fünf­jah­res­mit­tel. Je­doch sank im Ver­gleich zu 2022 der Gas-Im­port deut­lich im 1. Halb­jahr 2023 und blieb im ge­sam­ten Jahr 2023 auf ei­nem ver­gleichs­wei­se nie­dri­gen Ni­veau. Die deut­li­che Re­duk­ti­on des Gas­ver­brauchs im Ver­gleich zum Durch­schnitts­ver­brauch 2018–2021 so­wie ein mil­der Win­ter sor­gen für vol­le Gas­-Spei­cher und ge­rin­ge­re Net­to­im­por­te. Auch die Um­set­zung von Ef­fi­zienz­maß­nah­men z. B. im Ge­wer­be und in der In­dus­trie, ei­ne schwä­chen­de Kon­junk­tur und ho­he In­fla­ti­ons­ra­te sor­gen für ei­nen ge­rin­ge­ren Gas-Ver­brauch.

Übergabepunkte für den Gas-Import

An Grenz­über­gangs- und LNG-Ein­spei­se­punk­ten neh­men die Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber (FNB) das Gas ent­ge­gen, um die­ses in das deut­sche Trans­port­netz ein­zu­spei­sen.

Die nach­fol­gen­de Über­sicht zeigt die deut­schen Grenz­über­gangs­punk­te, über die Gas nach Deutsch­land im­por­tiert wird.

Europa aggregiert seine Beschaffung von Gas und künftig auch von Wasserstoff

Mit der EU-Ener­gie­platt­form als Di­ver­si­fi­zie­rungs­maß­nah­me zur Un­ter­stüt­zung des REPowerEU-Plans als auch zur Be­wäl­ti­gung der Ener­gie­kri­se bün­delt Eu­ro­pa sei­ne Gas-Nach­fra­ge, ko­or­di­niert sei­ne In­fra­struk­tur­nut­zung, ver­bes­sert als ei­ner der größ­ten Gas-Ver­brau­cher der Welt da­durch sei­ne La­ge bei Ver­hand­lun­gen mit in­ter­na­ti­o­na­len Part­nern, er­höht so die ei­ge­ne Ver­sor­gungs­si­cher­heit, er­leich­tert den Zu­gang zu er­schwing­li­cher Ener­gie und be­rei­tet ge­mein­sa­me Gas- und Was­ser­stoff­käu­fe vor. Da­mit soll ver­hin­dert wer­den, dass sich EU-Län­der ge­gen­sei­tig bei der Gasbe­schaf­fung über­bie­ten und so die Prei­se künst­lich in die Hö­he trei­ben. Gleich­zei­tig ver­bes­sern sich da­durch die Be­din­gun­gen für al­le Ver­brau­chen­den in der EU.

Mit der Ver­or­dnung (EU) 2022/2576 des Ra­tes zur Stär­kung der So­li­da­ri­tät durch ei­ne bes­se­re Ko­or­di­nie­rung von Gas-Käu­fen, ei­nen grenz­über­schrei­ten­den Gas-Aus­tausch und ver­läss­li­che Preis­richt­wer­te er­hielt die EU-Ener­gie­platt­form am 19. De­zem­ber 2022 ei­nen va­li­den Rechts­rah­men. Am 25. Ap­ril 2023 star­te­te die ers­te Aus­schrei­bungs­run­de nach AggregateEU – die­ser Pro­zess wie­der­holt sich al­le zwei Mo­na­te.

Die EU-Län­der sind ver­pflich­tet, die Nach­fra­ge nach Gas­-Men­gen in Hö­he von 15 Pro­zent ih­rer je­wei­li­gen Spei­cher­ab­füll­ver­pflich­tun­gen zu ag­gre­gie­ren. Über die 15 Pro­zent hi­naus er­folgt die Ag­gre­ga­ti­on frei­wil­lig, be­ruht je­doch auf dem­sel­ben Me­cha­nis­mus.

Die Haupt­auf­ga­be der EU-Ener­gie­platt­form für 2023 war es, sich auf die Or­ga­ni­sa­ti­on der Nach­fra­ge­ag­gre­ga­ti­on und den ge­mein­sa­men Ein­kauf von Gas für den Win­ter 2023/­2024 zu kon­zen­trie­ren. Infolge wurden von April bis De­zem­ber 2023 vier Aus­schrei­bungs­run­den or­ga­ni­siert. Die Aus­schrei­bun­gen um­fass­ten 25 Lie­fer­punk­te und 2 vir­tu­el­le LNG-Punk­te (Nord­wes­ten und Süd­os­ten). In die­sen vier Run­den wur­den mehr als 54 Mil­li­ar­den Ku­bik­me­ter Gas­nach­fra­ge eu­ro­pä­i­scher Un­ter­neh­men ag­gre­giert und mehr als 61 Mil­li­ar­den Ku­bik­me­ter Gas von in­ter­na­ti­o­na­len Lie­fe­ran­ten an­ge­bo­ten. Nach der Su­che nach den wett­be­werbs­fä­higs­ten An­ge­bo­ten hat AggregateEU ​​mehr als 42 Mil­li­ar­den Ku­bik­me­ter be­reit­ge­stellt, um die eu­ro­pä­i­sche Nach­fra­ge zu de­cken.

Die Ver­län­ge­rung der Rechts­grund­la­ge des Me­cha­nis­mus um ein Jahr (bis zum 31. De­zem­ber 2024) wur­de vom Rat am 19. De­zem­ber 2023 auf Vor­schlag der Kom­mis­si­on be­schlos­sen.

Gas-Importbedarf der EU

Der Importbedarf betrug 2022 ca. 302 Mrd. m3

Quelle: Statistisches Bundesamt, Datenabruf: 08.01.2024

Ent­wick­lung der EU-Im­por­te von Erd­gas 2021–2023

Nach dem Be­ginn des Krie­ges in der Ukra­ine und dem wei­test­ge­hen­den Weg­fall rus­si­scher Erd­gas­lie­fe­run­gen auf dem Land­weg per Pipe­line hat im Jahr 2022 eine star­ke Di­ver­si­fi­zie­rung des euvro­pä­i­schen Gas­mark­tes ein­ge­setzt. Heu­te do­mi­niert kein ein­zel­nes Land mehr die Im­port­struk­tu­ren in Eu­ro­pa. Statt­des­sen sind die Im­por­te aus Nor­we­gen auf die ma­xi­mal mög­li­che Ka­pa­zi­tät ge­stie­gen.

Die größ­te Sub­sti­tu­ti­on war je­doch durch den Im­port von ver­flüs­sig­tem Erd­gas (LNG) mög­lich – ins­be­son­de­re aus den USA so­wie aus Ka­tar und Al­ge­rien. Eu­ro­pa ent­wi­ckelt sich da­mit im­mer mehr von ei­nem Pipe­line- zu ei­nem LNG-Markt. Die In­be­trieb­nah­me der ers­ten drei deut­schen LNG-Ter­mi­nals an Nord- und Ost­see im Lau­fe des Jah­res 2023 sind da­für ein wei­te­res Zeug­nis.

Warum exportiert Deutschland Gas?

Deutsch­lands Gas-In­fra­struk­tur ist Teil des eu­ro­pä­i­schen Gas-Ver­bund­sys­tems. Die ins­ge­samt 225.000 Ki­lo­me­ter lan­gen Pipe­lines wer­den in­ner­halb des eu­ro­pä­i­schen Gas-Mark­tes von vie­len Län­dern ge­nutzt. Deut­sche Gas-Händ­ler han­deln und ver­kau­fen eu­ro­pa­weit. Auf­grund sei­ner La­ge ist Deutsch­land Tran­sit­land und lei­tet ge­mäß ver­trag­li­cher Re­ge­lun­gen Gas an das Be­stim­mungs­land wei­ter.

Übergabepunkte für den Gas-Export

Deutsch­land ist Zwi­schen­sta­ti­on für Gas. In klei­ne­ren und grö­ße­ren Men­gen wird es in an­de­re Län­der wei­ter­ge­lei­tet. Die Gra­fik weist die Über­ga­be­punk­te für den Gas-Ex­port in die an­gren­zen­den Mit­glieds­staa­ten der Eu­ro­pä­i­schen Union aus. Ein Groß­teil der Ex­port­men­ge fließt nach Tsche­chien.

Aufbau einer strategischen Gas-Reserve: Gas-Speichergesetz

Die Gas-Spei­cher spie­len für die deut­sche und eu­ro­pä­i­sche Erd­gas-Ver­sor­gung so­wie für die Er­rei­chung der Kli­ma­zie­le ei­ne zen­tra­le Rol­le. Deutsch­land ver­fügt über die größ­ten Gas-Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten in der EU und die viert­größ­ten der Welt. Bis­her dient die Spei­cher­nut­zung der Struk­tu­rie­rung der Gas-Men­gen, der Ab­si­che­rung ge­gen z. B. Preis­schwan­kun­gen so­wie dem eu­ro­pä­i­schen Gas-Han­del.

Am 30. April 2022 ist in Deutsch­land das Gas-Spei­cher­ge­setz in Kraft ge­tre­ten. In die­sem wer­den die Über­wa­chung und Durch­set­zung der Spei­cher­be­fül­lung so­wie die Füll­stands­vor­ga­ben fest­ge­legt. Die ur­sprüng­li­chen Vor­ga­ben wur­den per Ver­ord­nung mit Wir­kung vom 28. Juli 2022 ver­schärft und im Ja­nu­ar 2024 noch ein­mal an­ge­passt:

  • am 1. Sep­tem­ber: Spei­cher zu 75 Pro­zent ge­füllt
  • am 1. Ok­to­ber: Spei­cher zu 85 Pro­zent ge­füllt
  • am 1. No­vem­ber: Spei­cher zu 95 Pro­zent ge­füllt
  • am 1. Fe­bru­ar: Spei­cher zu 30 Pro­zent ge­füllt

Be­trei­ber von Gas-Spei­chern ha­ben au­ßer­dem ei­nen Nach­weis über die Ein­hal­tung die­ser Vor­ga­ben zu er­brin­gen. Ne­ben den Füll­stands­vor­ga­ben sol­len Spei­cher­be­trei­ber von ih­nen ge­buch­te, je­doch nicht ge­nutz­te Ka­pa­zi­tä­ten dem Markt­ge­biets­ver­ant­wort­li­chen, der Trading Hub Europe GmbH, zur Ver­fü­gung stel­len. Der "use-it-or-lose-it"-Me­cha­nis­mus soll si­cher­stel­len, dass eine Be­fül­lung al­ler ver­füg­ba­ren Ka­pa­zi­tä­ten er­mög­licht wird.

Die Gas-Nach­fra­ge kann durch die Gas­-Spei­cher bis zu drei Mo­na­te ab­ge­deckt wer­den. Der Stand gibt an, zu wie viel Pro­zent die Gas­-Spei­cher mit Erd­gas am En­de des Gas­-Ta­ges ge­füllt sind. Ein Gas­-Tag um­fasst die Zeit­span­ne von 6 Uhr mor­gens bis 6 Uhr am Fol­ge­tag. Die Da­ten er­fas­sen den Groß­teil der Gas-Spei­cher in Deutsch­land und ba­sie­ren auf An­ga­ben der eu­ro­pä­i­schen Gas­-Spei­cher­da­ten­bank GIE AGSI. Die Da­ten der jüngs­ten Ta­ge kön­nen sich durch Nach­mel­dun­gen rück­wir­kend än­dern.

Hochkomplexer Gas-Markt

Liberalisierung: Entflechtung von Netz, Vertrieb und Handel

Im Jahr 2005 wur­de der Gas-Markt li­be­ra­li­siert: Die Gas-Net­ze wur­den für al­le Markt­teil­neh­mer ge­öff­net, Gas-An­bie­ter kau­fen seit­dem ent­spre­chen­de Lei­tungs­ka­pa­zi­tä­ten ein. End­kun­den kön­nen seit die­sem Zeit­punkt Gas bei je­dem be­lie­bi­gen An­bie­ter in Deutsch­land be­stel­len. Am vir­tu­el­len Han­dels­punkt (VHP) mel­den Gas-Ver­käu­fer und -Ein­käu­fer täg­lich ih­ren ge­schätz­ten Be­darf. Der Be­trieb des VHP ob­liegt der Trading Hub Europe GmbH, der Ver­ant­wort­li­chen für das ge­samt­deut­sche Markt­ge­biet. Auf­ga­be der Markt­ge­biets­ver­ant­wort­li­chen ist es, un­ter an­de­rem für ei­nen Aus­gleich even­tu­el­ler Ab­wei­chun­gen im Gas-Netz zu sor­gen, die durch unter­schied­li­che Ein­spei­sung und Aus­spei­sung sonst ent­ste­hen könn­ten.

Die Märkte bestimmen den Gas-Preis

Be­stimmt wird der Gas-Han­del von An­ge­bots­men­gen und Markt­prei­sen. Gas wird am lang­fris­ti­gen Ter­min- oder am ta­ges­ak­tu­el­len Spot­markt ge­han­delt. Un­ter­liegt der Ein­kauf da­bei dem Ter­min­markt, hängt der Preis den­noch von den ak­tu­el­len Prei­sen an den eu­ro­pä­ischen Bör­sen ab, denn vie­le Ver­trä­ge wer­den mit ei­ner Men­gen- und ei­ner Preis­span­ne ge­schlos­sen: Steigt der Bör­sen­preis, ver­dient der Gas-Ex­por­teur mehr, wenn der Bör­sen­preis sinkt, we­ni­ger. Der Ein­kauf am Ter­min­markt er­mög­licht die Gas-Lie­fe­rungen zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt.

Über­schüs­si­ge Gas-Men­gen kön­nen di­rekt an der Bör­se oder bi­la­te­ral über den OTC-Han­del (over the counter), am Spot-Markt, ta­ges­ak­tu­ell ge­han­delt wer­den, um kurz­fris­ti­ge Nach­fra­gen zu be­dienen. Der Spot-Markt-Preis schwank­te auf­grund eines star­ken Un­gleich­ge­wichts von An­ge­bot und Nach­frage in den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten stark.  

Zum Ein­kauf über den vir­tu­el­len Han­dels­punkt gibt es auch die klas­sischen Ver­trags­ver­hand­lungen, in denen fest­ge­legt wird, ob zu lie­fern­de Gas-Men­gen über den Lie­fer­zeit­raum einen kon­stan­ten Preis auf­wei­sen oder an einen be­stimm­ten In­dex ge­kop­pelt sind.  

Auf­grund der ho­hen Preis­trans­pa­renz durch die Bör­se so­wie den kom­bi­nier­ten Ein­kaufs­stra­te­gien konn­te Deutsch­land in der Ver­gan­gen­heit stets von sta­bil güns­ti­gen Gas-Prei­sen pro­fi­tieren.

Wie setzt sich der Gas-Preis zusammen?

Der durch­schnitt­li­che Gas-Preis für Haus­hal­te setz­te sich im Juni 2023 aus ver­schie­de­nen Be­stand­tei­len zu­sam­men:
 

  • Kos­ten für Be­schaf­fung, Ver­trieb und Ge­winn­mar­ge mach­ten im Juni 2023 et­wa 72 Pro­zent aus (wo­bei der Ein­kauf des Ga­ses ein sig­ni­fi­kan­ter Be­stand­teil des ge­sam­ten Kos­ten­blocks ist).
  • Die ge­setz­lich re­gu­lier­ten Netz­ent­gel­te inkl. Mes­sung, Ab­rech­nung und Mess­stel­len­be­trieb hat­ten ei­nen An­teil von et­wa 13 Pro­zent am Gas-Preis. Die Netz­ent­gel­te wer­den für das je­wei­li­ge Netz­ge­biet von der Bun­des­netz­agen­tur (BNetzA) fest­ge­legt.
  • Die staat­lich fest­ge­leg­ten Steu­ern und Ab­ga­ben wie z. B. die Gas- und Mehr­wert­steu­er so­wie die Kon­zes­si­ons­ab­ga­be, die CO2-Steu­er und die Ende 2022 hin­zu­ge­kom­me­ne Gas-Speicherumlage hat­ten ei­nen An­teil von knapp 15 Pro­zent am Gas-Preis.

Zusammensetzung Gas-Preis für Haushalte

Basierend auf dem durchschnittlichen Gas-Preis von 14,81 ct/kWh im Juli 2023

Einfamilienhaus mit Gas-Zentralheizung mit Warmwasserbereitung, jeweils aktuelle Sondervertragskundentarife im Markt (geminderte Konzessionsabgabe von 0,03 ct/kWh), Jahresverbrauch 20.000 kWh, Grundpreis anteilig enthalten, nicht mengengewichtet
Quelle: BDEW

Sicherstellung der Energieversorgung

Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) hat­te am 23.06.2022 die zwei­te Stu­fe des Not­fall­plans Erdgas, die so­ge­nann­te Alarm­stu­fe, aus­ge­ru­fen.

Die Alarm­stu­fe ist die zwei­te von ins­ge­samt drei Stu­fen des Not­fall­plans Erdgas. Sie tritt ein, wenn "ei­ne Stö­rung der Gas­-Ver­sor­gung oder ei­ne au­ßer­ge­wöhn­lich ho­he Nach­fra­ge nach Gas vor­liegt, die zu ei­ner er­heb­li­chen Ver­schlech­te­rung der Gas­-Ver­sor­gungs­grund­la­ge führt – der Markt ist aber noch in der La­ge, die­se Stö­rung oder Nach­fra­ge zu be­wäl­ti­gen, oh­ne dass nicht markt­ba­sier­te Maß­nah­men er­grif­fen wer­den müs­sen" (Quel­le: Not­fall­plan Erdgas). Der Ener­gie­markt steht ak­tu­ell un­ter staat­li­cher Über­wa­chung, es er­folgt je­doch kein Ein­griff.

Die Alarm­stu­fe ist ein deut­li­ches Sig­nal zum Ener­gie­spa­ren, um ei­ne Man­gel­la­ge zu ver­hin­dern. Wel­che ge­setz­li­chen Grund­la­gen es da­für gibt und was der Not­fall­plan Erdgas ge­nau be­in­hal­tet, ha­ben wir für Sie auf­be­rei­tet.

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