Branchennews , 23. Sep 2024

Nordwesten wird Schlüsselregion für Wasserstoffwirtschaft

Bild: Swen Gottschall/Zukunft Gas

Im Zuge seiner Nordwest-Reise hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag in Emden Station gemacht. Er besuchte das Baufeld im Borssumer Hammrich, auf dem EWE noch in diesem Jahr mit dem Bau einer der größten Wasserstofferzeugungsanlagen Europas starten will. Empfangen wurde Robert Habeck vom EWE-Vorstandsvorsitzenden Stefan Dohler und Britta van Boven, Geschäftsführerin Gasunie Deutschland, die auch weitere Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüßten – unter anderem den niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies, Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer sowie Hannah Tijmes, niederländische General-Konsulin.

Erzeugung, Transport, Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff zusammengedacht

Vor Ort überreichte Habeck noch einmal symbolisch die Fördermittelbescheide für die deutschen Projekte im Rahmen der Hy2Infra-Welle zum Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft, die offiziell bereits erteilt wurden. Die Förderung setzt sich aus Bundes- und Landesmitteln der Länder Niedersachsen und Bremen zusammen.

Internationale Pipelineinfrastruktur für Wasserstofftransport

Habeck hatte im Juli bereits angekündigt, sich von einigen Projektstandorten persönlich ein Bild machen zu wollen, insbesondere von denen, die dem Fördercluster Nord zugeordnet sind. Dazu gehört neben dem Emder EWE-Projekt auch das Projekt Hyperlink des Fernleitungsnetzbetreibers Gasunie Deutschland. Mit Hyperlink errichtet Gasunie ein rund 1.000 Kilometer umfassendes Wasserstoffnetz, das wichtige Industrieregionen im Norden und Westen Deutschlands mit den großen nationalen und internationalen Aufkommensquellen sowie Speicheranlagen verbindet. Hyperlink ist ein wichtiger Bestandteil des insgesamt geplanten etwa 10.000 Kilometer langen deutschen Wasserstoffkernnetzes, der „Autobahn“ für den Wasserstofftransport. Den Anschluss des Emder Elektrolyseurs an Hyperlink und den zukünftigen EWE-Wasserstoffspeicher in Huntorf (Wesermarsch) stellen die EWE-Konzerntöchter GTG Nord und EWE NETZ her.

Wichtige Impulse für Wasserstoffwirtschaft durch IPCEI-Förderung von Bund und Ländern

Ein genaues Bild von der zukünftigen Erzeugung von grünem Wasserstoff in Emden, die dort insbesondere mit Hilfe von Windenergie erfolgt, und dem Transport über die zum Teil schon bestehende, teils neu zu errichtende Pipeline-Infrastruktur machte sich Robert Habeck anhand von Exponaten. Bundeswirtschaftsminister Habeck zeigte sich überzeugt, dass insbesondere der Nordwesten für den Hochlauf der deutschen Wasserstoffindustrie eine Schlüsselregion ist.

Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck dazu: „Der Nordwesten übernimmt schon jetzt eine Vorreiterrolle bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Mit den IPCEI-Projekten treiben EWE und Gasunie den Aufbau einer integrierten Wasserstoffwertschöpfungskette voran und setzen ein starkes Zeichen für den Klimaschutz und die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland im Herzen von Europa. Im Rahmen der gesamten IPCEI-Förderung investieren Bund und Länder in den kommenden Jahren 4,6 Milliarden Euro in den Aufbau unserer Wasserstoffwirtschaft.“

Olaf Lies sagte: „Im Nordwesten Niedersachsens werden wesentliche Voraussetzungen für den Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft geschaffen. Neben einer verbesserten Integration der Erneuerbaren Energien und der Versorgung Deutschlands mit klimaneutralen Energieträgern, ist die Schaffung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen im Land zentrales Ziel der niedersächsischen Landesregierung. Die Unterstützung dieser Projekte ist eine wichtige Voraussetzung für diese Ziele. Gemeinsam machen wir uns so auf den Weg, eines der Zentren der Wasserstoffwirtschaft in Europa zu werden.“

Christian Meyer erklärte: „Emden ist schon jetzt einer der Hotspots für erneuerbare Energien in Niedersachsen. Durch das IPCEI-Projekt Clean Hydrogen Coastline mit dem 320-Megawatt-Elektrolyseur wird das noch untermauert. Hier kommen die drei wichtigen Elemente Erzeugung, Transport und Speicherung von grünem Wasserstoff zusammen. Niedersachsen wird Wasserstoffland Nr. 1. Die Hälfte der jetzt deutschlandweit geförderten Elektrolysekapazität (720 MW) und 40 Prozent der Wasserstoffpipelinelänge (rund 800 Kilometer) werden in Niedersachsen realisiert. Die ausreichende Verfügbarkeit und der Einsatz von grünem Wasserstoff sind eine zwingende Voraussetzung für das Erreichen der Klimaziele und die Transformation von Energieversorgung und Industrie.“

Nordwesten wird zum Zentrum der Wasserstoffwirtschaft

Stefan Dohler zufolge schöpft EWE das Potenzial, das die Region Nordwestdeutschland bietet, voll aus, um beim Thema Wasserstoff entlang der gesamten Wertschöpfungskette aktiv zu sein: „Neben der Errichtung systemdienlicher Erzeugungsanlagen in Emden und Bremen planen wir die Umrüstung einer Erdgaskaverne in Huntorf für die Speicherung von Wasserstoff, den Bau und die Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten und die sektorübergreifende Nutzung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab, beispielsweise in der Stahlindustrie.“ Dadurch werde die Region perspektivisch zu einem Zentrum der Wasserstoffwirtschaft, was in der Folge die Standortattraktivität für Unternehmen steigere, Investitionen in die Region anreize sowie neue Arbeitsplätze generiere und maßgeblich dazu beitrage, das große Ziel der Klimaneutralität zu erreichen.

Dohler bedankte sich noch einmal beim Bundeswirtschaftsminister für die Übergabe der Förderbescheide für das vierteilige EWE-Großvorhaben. „Für unser Clean Hydrogen Coastline-Projekt plant EWE nach aktuellem Stand mit Investitionen in Höhe von mehr als 800 Millionen Euro. Ein solches Mammutprojekt können wir nicht allein umsetzen. Daher sind wir dankbar für die substanzielle Förderung, durch den Bund und die Länder Niedersachsen und Bremen“, erklärte der EWE-Vorstandsvorsitzende.

Britta van Boven stellte die Bedeutung der Infrastruktur für den Wasserstoffhochlauf heraus: „Mit Hyperlink schaffen wir eine leistungsstarke grenzüberschreitende Infrastruktur, die Produzenten, Verbraucher und Speicher von Wasserstoff miteinander verbindet. Gasunie als europäisches Energieinfrastrukturunternehmen bereitet der Energiewende den Weg, indem wir mit Hyperlink in einem ersten Schritt die Wasserstoff-Brücke zwischen Deutschland und den Niederlanden bauen. Dies wird zum Kern für die Entwicklung einer deutschen Wasserstoffinfrastruktur im Herzen von Europa. Die IPCEI-Förderung ist der initiale Booster für den Wasserstoffhochlauf, der dadurch seine eigene Dynamik entwickeln wird. Damit ermöglichen wir der deutschen Industrie den Wechsel von Kohle oder Erdgas auf klimafreundlichen Wasserstoff. Mit unseren Partnern entsteht so die Grundlage für die großtechnische Wasserstoffnutzung. Der Transport von Wasserstoff in unserem Netz erfolgt in einer ersten Stufe von Emden und der niederländischen Grenze bis nach Hamburg – deshalb ist der Standort hier für unser Netz von großer Bedeutung.“

Über das EWE-Projekt „Clean Hydrogen Coastline“: Vier Teilprojekte im Überblick

  • Im Teilprojekt 1 „Clean Hydrogen Coastline – Elektrolyse Ostfriesland“ baut EWE im ostfriesischen Emden eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage. Damit entsteht erstmalig eine solche Anlage im marktrelevanten Maßstab für eine künftige Wasserstoffwertschöpfung. Abhängig von den noch fehlenden Genehmigungen soll noch in diesem Jahr Baubeginn in Emden sein, so dass bereits in vier Jahren Wasserstoff aus erneuerbaren Energien systemdienlich erzeugt werden kann.
  • Im Teilprojekt 2 „Clean Hydrogen Coastline – Elektrolyse Bremen“ baut EWE in der Hansestadt Bremen eine 50-Megawatt-Elektrolyseanlage zur grünen Wasserstofferzeugung. Dieser grüne, in Bremen produzierte Wasserstoff, soll unter anderem für die klimaneutrale Stahlproduktion in Bremen genutzt werden.
  • Im dritten Teilprojekt „Clean Hydrogen Coastline – Speicher Huntorf“ bindet EWE die Wasserstoffinfrastruktur an seinen Kavernenspeicher in Huntorf an. Dafür wird einer von sieben großen, unterirdischen Hohlräumen, die derzeit für die Erdgasspeicherung genutzt werden, umgerüstet und obertägige Anlagen errichtet, um Wasserstoff zu speichern. Dadurch kann das grüne Gas dann zur Verfügung stehen, wenn es gebraucht wird. Die großskalige Wasserstoffspeicherung verbessert so auch die Versorgungsicherheit für die Wasserstoffnutzer. Den Nachweis, dass Wasserstoff in Salzkavernen gelagert und mit hoher Reinheit wieder extrahiert werden kann, erbringt EWE gerade im Rahmen eines Forschungsvorhabens an seinem Gasspeicherstandort in Rüdersdorf bei Berlin.
  • Teilprojekt 4 „Clean Hydrogen Coastline – H2-Pipeline-Infrastruktur Nordwest“ hat das Ziel, die Gasinfrastruktur für Wasserstoff im Nordwesten zu optimieren. Durch den Bau und die Umstellung von mehreren Pipeline-Abschnitten stellt EWE den Anschluss an das zukünftige europaweite Wasserstofftransportnetz von Gasunie her. Dieser Anschluss schafft eine Verbindung der Wasserstofferzeugungsanlagen, des Wasserstoffspeichers und der Nutzer, wie beispielsweise Unternehmen der Stahl- oder Chemieindustrie, über das deutsche Wasserstoffkernnetz und den sogenannten European Hydrogen Backbone.
  • EWE erhält für diese vier Projekte unter dem Dach des großtechnischen Wasserstoff-Projektes „Clean Hydrogen Coastline“ (CHC) eine Förderung in Höhe von über 500 Millionen Euro. Mit CHC hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms (Important Project of Common European Interest) für eine Förderung beworben und den Zuschlag erhalten. Von den 500 Millionen Fördersumme sind 350 Millionen Euro Bundesmittel und 150 Millionen Euro Landesmittel. Insgesamt beläuft sich das Investitionsvolumen für CHC auf mehr als 800 Millionen Euro.

Über das Gasunie-Projekt „Hyperlink“

Viele wichtige Industrieregionen Deutschlands erhalten im Rahmen des Gasunie-Projektes Hyperlink Zugang zu einer leistungsfähigen Wasserstoff-Versorgung. Mit den Hyperlink-Abschnitten 1 und 2 realisiert Gasunie ein Wasserstoffleitungssystem vom Anschlusspunkt des niederländischen Wasserstoffnetzes (Hynetwork Services BV) und dem Elektrolyseur in Emden bis in den Großraum Hamburg und anschließend weiter nach Salzgitter. Der Aufbau dieses ersten Abschnitts der neuen Wasserstoffinfrastruktur erfolgt größtenteils über den Umbau bestehender Erdgasleitungen. Hyperlink 1 – 2 hat eine Transportkapazität von 4,1 GW. Hyperlink 1 und 2 hat eine Leitungslänge von rund 400 Kilometern, davon müssen rund 50 Kilometer neu gebaut werden, die restlichen Kilometer sind bereits vorhanden und können auf den Transport von Wasserstoff umgestellt werden. Die Teilprojekte Hyperlink 1 und 2 erhalten als IPCEI eine Förderung in der Höhe von 145 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz sowie der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation der Freien Hansestadt Bremen.

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