Pressemitteilung , 20. Feb 2024

Wasserstoff-Kernnetz jetzt füllen: Importstrategie und Kraftwerksstrategie entscheidend für eine erfolgreiche Transformation

Bild: Swen Gottschall/Zukunft Gas
  • 2023 bestätigt langfristigen Trend zu wachsenden Anteilen von Gas und erneuerbaren Energien. Neue Gase werden künftig in einem klimaneutralen Energiesystem für mehr Resilienz sorgen
  • Für eine sichere Transformation unseres Energiesystems hin zur Klimaneutralität müssen nun die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen gesetzt werden
  • Kehler: „Um in Zukunft stabile und wettbewerbsfähige Energiepreise für die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie für die Industrie zu gewährleisten, brauchen wir eine kluge Importstrategie für neue Gase.“

Gas war auch 2023 der zweitwichtigste Energieträger im deutschen Energiemix. Damit wird die Relevanz von Gas untermauert, das auch in einem künftig klimaneutralen Energiesystem eine wichtige Rolle spielen wird. Dann werden erneuerbare und dekarbonisierte neue Gase, wie Wasserstoff, seine Derivate und Biomethan, an die Stelle von Erdgas rücken und neben erneuerbarem Strom unsere Versorgung sichern. Dafür ist allerdings eine entsprechende Importstrategie, die heute unsere Erdgas-Versorgung und künftig unseren Bedarf an neuen Gasen deckt, von großer Bedeutung, betonte der Branchenverband der Gas- und Wasserstoffwirtschaft Zukunft Gas auf seiner heutigen Pressekonferenz zum Auftakt der Energiemesse „E-World“ in Essen.

Im letzten Jahr wurden in Deutschland rund vier Prozent weniger Gas verbraucht als im Vorjahr. Allerdings ist der Energieverbrauch insgesamt gesunken, weshalb der Anteil von Gas am Primärenergieverbrauch leicht gestiegen ist. Auch die erneuerbaren Energien konnten ihren Anteil am Primärenergieverbrauch steigern – um rund zwei Prozentpunkte. Das lag zum einen an dem Ausbau der Erzeugungskapazitäten und zum anderen an den Witterungsbedingungen. Der steigende Anteil von Gas und erneuerbaren Energien ist eine wichtige Entwicklung, denn ein resilientes und klimaneutrales Energiesystem basiert auf grüner Stromerzeugung und neuen Gasen.

Strommix 2023: Erneuerbare auf dem Vormarsch, Gas als Stabilitätsfaktor

Der Anteil von Gas an der Stromerzeugung blieb auch im Jahr 2023 stabil. Insgesamt wurden 80 Terawattstunden Strom aus Gas erzeugt. Zugleich sank der Beitrag von Kohle- und Braunkohlekraftwerken erheblich und auch der Beitrag der Kernkraft zur Stromversorgung sank mit der Abschaltung der Atomkraftwerke im April 2023 auf nahezu null.

Der zunehmende Ausbau der erneuerbaren Energien, die erstmals die Hälfte der Stromerzeugung stellten, ist ein wichtiger Schritt für die Transformation unseres Energiesystems hin zur Klimaneutralität. Mit dem bis 2030 avisierten Kohleausstieg müssen wir allerdings deutlich schneller als bislang gesicherte Leistung als Back-Up zu den volatilen Erneuerbaren installieren. „Wenn künftig der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, müssen moderne wasserstofffähige Gaskraftwerke die Stromversorgung zuverlässig sichern. Damit diese gebaut werden, braucht es allerdings zunächst entsprechende Investitionsanreize. Die weitere Ausgestaltung der Kraftwerksstrategie muss daher für dieses Jahr oberste Priorität haben. Sie soll den dringend notwendigen Rahmen für die Investitionen in neue Kraftwerke schaffen. Zudem wird der Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken auch die Nachfrage nach Wasserstoff anregen, was für die Auslastung des Wasserstoffkernnetzes entscheidend ist“, sagte Kehler.

Für stabile Energiepreise: Gas-Importe im Fokus

Die anhaltend starke Rolle von Gas am Energiemix liegt auch an der Erholung der Gaspreise: Nach den extremen Preissteigerungen in Folge des Krieges in der Ukraine ist der Großhandelspreis im Jahr 2023 wieder gesunken und hat sich zwischen 30 und 40 Euro pro Megawattstunde stabilisiert. Damit liegt der Preis zwar noch immer oberhalb des Vorkrisenniveaus, aber deutlich unter dem Durchschnitt der Krisenjahre 2021 und 2022.

Die fallenden Preise sind Ausdruck eines neuen Gleichgewichts bei Angebot und Nachfrage. Denn die zuvor sehr hohen Energiepreise hatten Industrieunternehmen und Betriebe in Deutschland dazu gezwungen, ihre Produktion zu drosseln und auf Wertschöpfung zu verzichten. Während also zum einen durch eine gedrosselte Industrieproduktion und Einsparmaßnahmen der Haushalte die Nachfrage gesenkt wurde, konnte zum anderen das Angebot durch neue Gasanbieter ausgebaut werden.

„Um in Zukunft stabile und wettbewerbsfähige Energiepreise zu gewährleisten, benötigen wir nun rasch eine kluge Importstrategie für die Transformation von Erdgas hin zu neuen Gasen. Das ist nicht nur für die Verbraucherinnen und Verbraucher wichtig, sondern essenziell, um die für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtigen Industrieunternehmen im Land zu halten“, erläuterte Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas. „Gleichzeitig hat Europa einen deutlich höheren Gas-Importbedarf als noch vor 10 Jahren, dabei ist die EU-Gasförderung kontinuierlich zurückgegangen. Wir müssen also überlegen, von wo wir in Zukunft die benötigen Mengen an neuen Gasen importieren und bereits heute entsprechende Handelspartnerschaften aufbauen. Das gilt sowohl für den Import von Wasserstoff und seinen Derivaten als auch für Biomethan-Importe. Letztere könnten unter anderem aus der Ukraine kommen, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen den Import ermöglichen und der politische Wille vorhanden ist. Im Übrigen hat der günstige Gaseinkauf auch einen positiven Effekt auf die Strompreise. Denn was zu oft vergessen wird ist, dass die Gaspreise maßgeblich die Höhe der Strompreise bestimmen.“

Gas als Dekarbonisierungs-Perspektive im Wärmemarkt

Auch im Wärmemarkt hat Gas seine starke Position gehalten: Mit 1,3 Millionen verkauften Heizgeräten war 2023 für den Wärmemarkt ein Rekordjahr. Gasheizsysteme dominierten mit etwa 60 Prozent den Markt. Auch elektrische Wärmepumpen verzeichneten mit 356.000 Geräten einen Absatzrekord. „Im vergangenen Jahr hat die öffentliche Debatte um das Gebäude-Energie-Gesetz zu einer hohen Dynamik im Wärmemarkt geführt. Im Jahr 2024 wird dieses Rekordabsatzergebnis nicht zu halten sein. Umso wichtiger ist es, dass wir nun Orientierung im Wärmemarkt schaffen und insbesondere auch die Dekarbonisierungs-Möglichkeiten durch Moleküle in den Blick nehmen. Denn Erdgas war auch 2023 der wichtigste Energieträger im Wärmemarkt“, resümiert Kehler die Entwicklungen im vergangenen Jahr.

48,3 Prozent der rund 43 Millionen Wohneinheiten in Deutschland werden mit Erdgas versorgt. Zudem wird rund die Hälfte der Fernwärme mit Gas produziert. „Aufgrund der hohen Anzahl an eingesetzten Endgeräten, kann der Wandel der Beheizungsstruktur nur langfristig erfolgen. Daher müssen unbedingt die Chancen von neuen Gasen wie Wasserstoff und Biogas genutzt werden: Sie können einen wichtigen und schnellen Beitrag zur Defossilierung des Wärmemarkts leisten“, so Kehler.

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Zukunft Gas ist die Stim­me der deut­schen Gas- und Was­ser­stoff­wirt­schaft. Der Bran­chen­ver­band bün­delt die In­te­res­sen der Mit­glie­der und tritt ge­gen­über Öf­fent­lich­keit, Po­li­tik so­wie Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­chern auf. Ge­mein­sam mit den Mit­glieds­un­ter­neh­men setzt sich der Ver­band da­für ein, dass die Po­ten­zi­a­le von Was­ser­stoff, Bio­gas und Erd­gas so­wie der be­ste­hen­den Gas­-In­fra­struk­tur ge­nutzt wer­den, in­for­miert über die Chan­cen und Mög­lich­kei­ten, die gas­för­mi­ge Ener­gie­trä­ger für un­se­re Ge­sell­schaft bie­ten und treibt die Trans­for­ma­ti­on der Gas­-Bran­che hin zu neu­en Ga­sen vo­ran. Ge­tra­gen wird der Ver­band von füh­ren­den Un­ter­neh­men der Gas- und Was­ser­stoff­wirt­schaft. Wei­te­re Bran­chen­ver­bän­de und die Heiz­ge­rä­te­in­dus­trie un­ter­stüt­zen Zukunft Gas als Part­ner.

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