- Gaswirtschaft für mehr Diversifizierung statt Limitierung von Wasserstoff-Technologien
- Kehler: „Insbesondere die deutsche Industrie benötigt schnell bezahlbaren Wasserstoff“
- Mit Blick auf die Versorgungssicherheit fordert die Gasbranche außerdem Kapazitätsmechanismen im Strommarkt
Berlin, 27. September 2021. Die deutsche Gaswirtschaft begrüßt den Ausgang der Bundestagswahl. Für Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas, ist das Votum der Wähler ein klares Mandat für Veränderung. Diese Veränderung sei notwendig, so Kehler, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Wichtig sind nun rasche Weichenstellungen.
Auch wenn nach den aktuellen Zahlen und dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Bundestagswahl noch unklar ist, wie genau die neue Bundesregierung aussehen wird und welche Koalition am Ende gebildet wird, ist für Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Gas klar, dass der Wähler den Regierenden einen klaren Auftrag für Veränderung gegeben hat: „Veränderung bedeutet Fortschritt. Und das ist gut für Deutschland. Denn auch die Energiewende braucht Fortschritt. Die deutsche Gaswirtschaft stellt sich diesem Fortschritt nicht entgegen, sondern ist bereit und willens, ihre Kompetenzen und ihre Innovationskraft einzubringen, um die Energiewende zum Erfolg zu führen.“
Vor allem mit Blick auf die Industrie und den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft fordert Kehler von der künftigen Regierung schnelles Handeln: „Wir brauchen schnell bezahlbaren Wasserstoff insbesondere für die Industrie, damit die CO2-Einsparungen in Deutschland auch tatsächlich durch CO2-arme Prozesse erfolgt – und nicht durch eine Verlagerung der CO2-intensiven Produktion ins Ausland. Grüne Moleküle sind die zweite Säule der Energiewende, gerade Wasserstoff wird eine zentrale Rolle spielen.“
Kehler spricht sich dabei vor allem für Technologieoffenheit aus: „Deutschland braucht eine Trendwende, die Diversifizierung stützt, statt auf die Limitierung von Technologien zu setzen. Die Gaswirtschaft liefert diese Technologien: Dampfreformierung mit Carbon Capture and Storage (CCS) und auch die Methanpyrolyse sind effiziente, kostengünstige und CO2-arme Verfahren, um große Mengen Wasserstoff aus Erdgas herzustellen. Industriewasserstoff muss sich durch Technologieoffenheit in Förderung und Anwendung auszeichnen, nur so gelingt die schnelle Bereitstellung von bezahlbarem Wasserstoff. Wasserstoff kann zur neuen Leitenergie der Industrie werden, und dort, aber auch in vielen anderen Sektoren Erdgas ersetzen: Im Gebäudesektor oder als Speichermedium für erneuerbare Energien.“
Kehler spricht sich außerdem dafür aus, nicht nur auf die Ziele der Klimapolitik zu schauen, sondern dabei auch die Gegenwart im Blick zu behalten. „Leitungsnetze und Speicher sichern schon heute eine zuverlässige Versorgung mit Gas. Diese Versorgungssicherheit werden wir in Zukunft bei einem verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien noch viel stärker benötigen.“ Flexibel einsetzbare, hochmoderne und effiziente Gaskraftwerke können hier für eine gesicherte Grundlast und einen effektiven Schutz vor Dunkelflauten sorgen.
„Durch den Ausstieg aus Kernenergie und Kohle droht bis 2030 nach Berechnungen des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln eine Lücke bei der gesicherten Leistung von bis zu 45 Gigawatt.“ Die aktuellen Marktbedingungen sind für Investoren derzeit aber nicht attraktiv, um neue Gaskraftwerke zu errichten. „Gaskraftwerke sind als regelbare Erzeugungsanlagen dazu in der Lage, Kapazitäten vorzuhalten und anzubieten, die zur Absicherung von Engpasssituationen erforderlich sind. Im Energy-only-Markt wird diese Dienstleistung aber nicht vergütet. Wir fordern daher die Einführung von Kapazitätsmechanismen, wie sie in vielen europäischen Ländern üblich sind.“ Dort können Kraftwerke ihre vorgehaltene Kapazität anbieten, die Betreiber werden dafür entweder direkt vergütet (Spanien) oder die Kapazitäten werden auf einem speziellen Markt gehandelt (z. B. Frankreich). Kehler: „Mit der richtigen Gesetzgebung können wir die deutsche Wirtschaft zum Motor der Energiewende machen, und so das Jahrhundertprojekt Energiewende erfolgreich meistern. Für die neue Regierung gilt es nun auf bezahlbare Energie in allen Sektoren zu setzen und nicht nach der Devise „Klimaschutz um jeden Preis“ zu handeln.“