Wasserstoff in der Gas-Infrastruktur

Die Gas-In­fra­struk­tur bie­tet ge­wal­ti­ge Spei­cher­mög­lich­kei­ten für re­ge­ne­ra­tiv er­zeug­ten Was­ser­stoff. Und die Ein­spei­sung von rei­nem Was­ser­stoff ins Gas-Netz ist nicht neu: Bis Mit­te des 20. Jahr­hun­derts wa­ren dem da­ma­li­gen Stadt­gas gut 50 Pro­zent Was­ser­stoff bei­ge­mischt – Stadt­wer­ke und Netz­be­trei­ber bli­cken so­mit auf lang­jäh­ri­ge Er­fah­run­gen zu­rück.

Ei­ne ei­ge­ne flä­chen­de­cken­de In­fra­struk­tur für Was­ser­stoff z. B. mit Ver­tei­ler­netz, Spei­chern und Tank­stel­len gibt es nicht. Und es braucht auch kei­ne, da es be­reits das bun­des­wei­te Gas-Netz gibt, das auch dem gas­för­mi­gen Ener­gie­trä­ger Was­ser­stoff zur Ein­spei­sung und Spei­che­rung zur Ver­fü­gung steht. Das fast 530.000 Ki­lo­me­ter lan­ge Gas-Netz und die exis­tie­ren­den Gas-Spei­cher bie­ten ge­wal­ti­ge Spei­cher­mög­lich­kei­ten für Was­ser­stoff.

Das neue Gas­pa­ket schafft die Grund­la­ge für ei­ne Trans­for­ma­ti­on der heu­ti­gen Erd­gas­net­ze auf Was­ser­stoff­net­ze. Da­durch wird der Weg be­rei­tet, um suk­zes­si­ve auf neue Gase um­zu­stei­gen.

Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft Gas
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Das Po­ten­zi­al des Gas­-Net­zes für neue Ga­se ist groß: Denn schon ein An­teil von 1 Pro­zent Was­ser­stoff am jähr­li­chen deut­schen Gas-Ver­brauch würde ei­nem Ener­gie­ge­halt von 9,3 TWh ent­spre­chen. Der von der Bun­des­re­gie­rung vor­ge­se­he­ne Was­ser­stoff­be­darf ent­sprä­che dem­nach et­wa ei­ner 10%igen Bei­mi­schung in das Gas­-Netz.

Die Gas-In­fra­struk­tur ist das ein­zi­ge schon jetzt ver­füg­ba­re Spei­cher­sys­tem in Deutsch­land, das die­se Men­ge an Ener­gie auf­neh­men und auch wie­der ab­ge­ben kann – sie ist schon heu­te was­ser­stoff­kom­pa­ti­bel. Über­schüs­si­ger Öko­strom, um­ge­wan­delt in Was­ser­stoff, kann so­mit über das Gas-Netz zu den Ver­brau­cher:in­nen trans­por­tiert wer­den. Zu­dem ver­bin­det die Gas-In­fra­struk­tur al­le Sek­to­ren – In­dus­trie, Haus­halt, Ge­wer­be und Ver­kehr – mit­ein­an­der.

Gas-Netz fast vollständig wasserstofffähig

Im Pro­jekt Ready4H2 wurde un­ter­sucht, wie die eu­ro­pä­i­schen Gas­-Ver­sor­gungs­net­ze den Auf­bau ei­nes star­ken Was­ser­stoff­mark­tes un­ter­stüt­zen und die eu­ro­pä­i­schen Fit-for-55-Kli­ma­zie­le ver­wirk­li­chen kön­nen. Laut ei­nem im De­zem­ber 2021 ver­öf­fent­lich­ten Be­richt (Teil 1) sind in 16 eu­ro­pä­i­schen Län­dern 96 Pro­zent der Gas­-Lei­tun­gen ma­te­ri­al­sei­tig für die Um­stel­lung auf Was­ser­stoff ge­eig­net. Mit dem 3. Teil des Be­richts­ban­des wur­de im März 2022 ei­ne Road­map für lo­ka­le Gas­ver­tei­lungs­net­ze vor­ge­stellt, die ei­nen Weg hin zur füh­ren­den Was­ser­stoff­ver­tei­lungs­in­fra­struk­tur bis 2045 auf­zeigt.

Wasserstoff-Drehkreuz für Europa

Mit der Gas-In­fra­struk­tur ist be­reits das Fun­da­ment für ei­ne er­folg­rei­che Was­ser­stoff­zu­kunft ge­legt. Denn Deutsch­land ist der zen­tra­le Kno­ten­punkt im eu­ro­pä­i­schen Gas-Netz, da hier ei­ne Viel­zahl von Gas-Im­port­pipe­lines an­lan­den, und hat da­durch ein ho­hes Po­ten­zi­al für die Was­ser­stoff­her­stel­lung. Schiffs­im­por­te wür­den mit deut­lich hö­he­ren Kos­ten auf­war­ten. Aber auch hier ent­wi­ckelt sich die Gas-In­fra­struk­tur mit Im­port­ter­mi­nals für ver­schie­de­ne Ga­se künf­tig wei­ter. Wir ha­ben ei­ne In­fra­struk­tur, die wir nut­zen kön­nen, um im Markt Was­ser­stoff zu er­zeu­gen und künf­tig im­por­tie­ren zu kön­nen. Rich­tig um­ge­setzt, kann die Na­ti­o­na­le Was­ser­stoff­stra­te­gie Deutsch­land zum eu­ro­pä­i­schen Was­ser­stoff-Dreh­kreuz ma­chen. Die Gas-Bran­che steht be­reit, um ge­mein­sam mit Po­li­tik und Ener­gie­part­nern ei­nen in­ter­na­ti­o­na­len Markt für Was­ser­stoff auf­zu­bau­en.

Vision für ein Wasserstoff-Netz

Deutsch­land ist ein Gas-Tran­sit­land und an eu­ro­pä­i­sche Re­geln zur Gas­-Qua­li­tät ge­bun­den. Das Bei­mi­schungs­po­ten­zi­al von Was­ser­stoff in das Gas­-Netz hat bei stei­gen­dem Ver­brauch so­mit Gren­zen. Der­zeit liegt die Bei­mi­schungs­gren­ze bei 10 Pro­zent. Sinn­voll und wahr­schein­lich ist es, dass die Bei­mi­schung bis zu ei­nem be­stimm­ten Pro­zent­satz er­folgt und sich ein zu­sätz­li­ches rei­nes Was­ser­stoff-Netz ent­wi­ckelt. Da­für sol­len be­ste­hen­de Gas-Lei­tun­gen auf Was­ser­stoff um­ge­stellt wer­den. Ge­ra­de bei ei­ner Zu­nah­me von H2-Au­tos und bei ei­nem flä­chen­de­cken­den Ein­satz von Brenn­stoff­zel­len zur Strom- und Wär­me­ver­sor­gung so­wie der in­dus­tri­el­len Ver­wen­dung von Was­ser­stoff muss ei­ne ent­spre­chen­de H2-In­fra­struk­tur auf­ge­baut wer­den. Da­für sol­len po­ten­zi­el­le Re­gi­o­nen zur Was­ser­stoff­er­zeu­gung mit den gro­ßen Ver­brau­chern ver­bun­den wer­den. Die­ses H2-Netz kann zur sinn­vol­len Ver­knüp­fung und gleich­mä­ßi­gen Aus­las­tung von Strom- und Gas-Netz bei­tra­gen.

H2-Startnetz 2030

Die deut­schen Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber ha­ben be­reits An­fang 2020 ei­nen Vor­schlag für ein deut­sches Was­ser­stoff­netz er­ar­bei­tet: Re­gi­o­nen zur po­ten­zi­el­len Was­ser­stoff­er­zeu­gung soll­ten mit den gro­ßen Ver­brau­chern von Was­ser­stoff durch die Nut­zung be­ste­hen­der Gas-Fern­lei­tun­gen ver­bun­den wer­den. Das vi­si­o­nä­re H2-Netz um­fasst 5.900 Ki­lo­me­ter und setzt zu 90 Pro­zent auf dem be­ste­hen­den Gas-Netz auf. In Reich­wei­te die­ses H2-Net­zes be­fin­den sich:

  • Ka­ver­nen­spei­cher für die po­ten­zi­el­le Nut­zung als Was­ser­stoff­spei­cher
  • in­dus­tri­el­le Ab­neh­mer wie z. B. die che­mi­sche In­dus­trie
  • lo­ka­le Was­ser­stoff­net­ze
  • gro­ße Bal­lungs­räu­me, die durch die Bei­mi­schung von Was­ser­stoff in die re­gi­o­na­len Ver­teil­net­ze CO2-Min­de­run­gen im Wär­me­markt reali­sie­ren kön­nen
  • rund 80 Pro­zent des Fahr­zeug­be­stands und Tei­le des nicht elek­tri­fi­zier­ten Schie­nen­ver­kehrs, um ei­nen Bei­trag zur Ver­kehrs­wen­de zu er­mög­li­chen
  • Re­gi­o­nen mit ho­hem Auf­kom­men er­neu­er­ba­rer Ener­gien zu Was­ser­stoff­er­zeu­gung
  • mög­li­che Im­port­stand­or­te für Was­ser­stoff

Im Mai 2020 ver­öf­fent­lich­ten die Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber die kon­kre­te Pla­nung für das H2-Start­netz 2030 im Rah­men des Netz­ent­wick­lungs­plans Gas 2020-2030 (NEP Gas) in der so­ge­nann­ten Grün­gas-Va­ri­an­te. Es soll Grün­gas-Pro­jek­te zur Was­ser­stoff-Er­zeu­gung in Nord­deutsch­land mit Be­darfs­schwer­punk­ten in Nord­rhein-West­fa­len und Nie­der­sach­sen ver­bin­den. 1.100 Ki­lo­me­ter der be­ste­hen­den Gas-Lei­tun­gen sol­len da­für auf Was­ser­stoff um­ge­stellt wer­den und wei­te­re 100 Ki­lo­me­ter Was­ser­stoff-In­fra­struk­tur müs­sen neu ge­schaf­fen wer­den. Das Was­ser­stoff-Start­netz konn­te laut FNB Gas mit ei­ner In­ves­ti­ti­ons­hö­he von et­wa 660 Mio. Euro um­ge­setzt wer­den und wür­de zu ei­ner ge­ring­fü­gi­gen Er­hö­hung der Fern­lei­tungs-Netz­ent­gel­te von we­ni­ger als ei­nem Pro­zent im Jahr 2031 füh­ren.

Im De­zem­ber 2021 ver­öf­fent­lich­ten die FNB mit dem Was­ser­stoff­netz 2030 Lö­sun­gen zur über­re­gi­o­na­len Er­fül­lung zeit­na­her Trans­port­be­dar­fe bei ei­ner dy­na­mi­schen Ent­wick­lung des Was­ser­stoff­mark­tes. Das H2-Netz 2030 ist weit um­fang­rei­cher als das H2-Start­netz, da es be­reits das in der Na­ti­o­na­len Was­ser­stoff­stra­te­gie fest­ge­leg­te, er­höh­te Men­gen­ziel für die na­ti­o­na­len Was­ser­stoff­be­dar­fe in ei­ner Grö­ßen­ord­nung von 90 bis 110 TWh be­rück­sich­tigt. Das Netz ist et­wa 5.100 km lang, von de­nen rund 3.700 Lei­tungs­ki­lo­me­ter auf um­ge­stell­ten Gas­lei­tun­gen ba­sie­ren. Gleich­zei­tig wur­den die Plä­ne für das Was­ser­stoff­netz 2050 mit ei­ner Län­ge von ca. 13.300 km (ca. 11.000 km ba­sie­rend auf um­ge­stell­te Gas­lei­tun­gen) und In­ves­ti­ti­ons­kos­ten i. H. v. et­wa 18 Mrd. Euro bis zum Jahr 2050 prä­sen­tiert.

Im Juli 2022 folg­te der Zwi­schen­stand NEP Gas 2022-2032 zum Was­ser­stoff­netz 2032, mit mehr als 250 Pro­jekt­trä­gern und ei­nem Trans­port­be­darf i. H. v. 165 TWh. Von die­sem Be­darf könn­ten rund 90 Pro­zent an das Was­ser­stoff­netz 2032, mit ei­ner Län­ge von 7.600–8.500 km, an­ge­schlos­sen wer­den.

Im Juli 2023 wur­de der Pla­nungs­stand für ein über­re­gi­o­na­les Was­ser­stoff-Kern­netz bis zum Jahr 2032 mit 309 be­rück­sich­tig­ten Was­ser­stoff­pro­jek­ten, ei­ner Län­ge von et­wa 11.200 km, ei­ner Was­ser­stoff-Ein­spei­se­leis­tung von et­wa 101 GW so­wie ei­ner Aus­spei­se­leis­tung zur Was­ser­stoff­ver­sor­gung i. H. v. 87 GW vor­ge­legt. Hier­zu wur­den Stel­lung­nah­men al­ler Stake­holder auf­ge­nom­men und im An­trags­ent­wurf für das Was­ser­stoff-Kern­netz kon­so­li­diert so­wie am 15.11.2023 an die Bun­des­netz­agen­tur so­wie das BMWK über­mit­telt. Die­ses op­ti­mier­te Kern­netz hat nun eine Län­ge von 9.700 km, mit ei­nem An­teil von 60 Pro­zent an um­ge­stell­ten Erd­gas­lei­tun­gen so­wie In­ves­ti­ti­o­nen i. H. v. 19,8 Mrd. Euro. Die Ein­spei­se- bzw. Aus­spei­se­ka­pa­zi­tä­ten be­tra­gen rund 100 GW bzw. 87 GW.

Deutsch­land braucht ei­ne Was­ser­stoff-In­fra­struk­tur. Für die Ein­bin­dung vo­la­ti­ler er­neu­er­ba­rer Ener­gien und ei­ne je­der­zeit be­darfs­ge­rech­te Ver­sor­gung ist eine leis­tungs­fä­hi­ge über­re­gi­o­na­le Was­ser­stoff-Trans­port­in­fra­struk­tur un­er­läss­lich. Die Wei­ter­nut­zung der Gas-In­fra­struk­tur ist kei­ne Fest­le­gung auf die Wei­ter­nut­zung fos­si­ler Ener­gien, son­dern im Ge­gen­teil Vo­raus­set­zung für einen ef­fi­zien­ten und da­mit so­zi­al­ver­träg­li­chen Kli­ma­schutz. Wo heu­te Erd­gas fließt, kön­nen mor­gen Was­ser­stoff und an­de­re grü­ne Ga­se flie­ßen.

Barbara Fischer, Geschäftsführung FNB Gas
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Wasserstoffhochlauf benötigt optimierte Regulatorien

Für die Rea­li­sie­rung des Markt­hoch­laufs treib­haus­gas­ar­men Was­ser­stoffs muss der ener­gie­wirt­schaft­li­che Re­gu­lie­rungs­rah­men an­ge­passt und op­ti­miert wer­den. Dies be­trifft vor al­lem ei­ne pas­sen­de und tech­no­lo­gie­of­fe­ne Le­gal­de­fi­ni­ti­on im Ener­gie­wirt­schafts­recht und Än­de­run­gen wei­te­rer Rechts­nor­men wie KWK-G oder GEG so­wie die An­pas­sung der tech­ni­schen Re­geln und Nor­men für eine Was­ser­stoff-Readiness der Gas-In­fra­struk­tur.

Das Bun­des­ka­bi­nett hat­te im Fe­bru­ar 2021 ei­nen Ge­set­zes­ent­wurf zur Um­set­zung unions­recht­li­cher Vor­ga­ben und zur Re­ge­lung rei­ner Was­ser­stoff­net­ze im Ener­gie­wirt­schafts­recht be­schlos­sen. Der Ge­set­zes­ent­wurf sah eine strik­te Tren­nung von Erd­gas- und Was­ser­stoff­net­zen vor. Da­mit lehn­te die Bun­des­re­gie­rung ei­ne ge­mein­sa­me Fi­nan­zie­rung des Auf­baus der Was­ser­stoff­in­fra­struk­tur durch Erd­gas- und Was­ser­stoff­kun­den mit Ver­weis auf EU-Recht ab. Da aber noch kei­ne neue EU-Ge­set­zes­grund­la­ge vor­liegt, folg­te im Juni die No­vel­lie­rung des Ener­gie­wirt­schafts­ge­set­zes (EnWG), um eine deut­sche H2-In­fra­struk­tur schritt­wei­se auf­zu­bau­en.

Da­bei wird nun Was­ser­stoff als ei­gen­stän­di­ger Ener­gie­trä­ger ne­ben Gas ge­stellt und gilt so für reine Was­ser­stoff­lei­tun­gen, so­weit er zur lei­tungs­ge­bun­de­nen Ener­gie­ver­sor­gung ver­wen­det wird – für die Bei­mi­schung von H2 ins Gas-Netz bleibt der bis­he­ri­ge Rechts­rah­men be­ste­hen. Auch Was­ser­stoff­net­ze, die von der Di­men­si­o­nie­rung nicht von vorn­he­rein auf die Ver­sor­gung be­stimm­ba­rer, schon bei der Netz­er­rich­tung fest­ste­hen­der oder be­stimm­ba­rer Kun­den aus­ge­legt sind, son­dern grund­sätz­lich für die Ver­sor­gung je­des Kun­den of­fen­ste­hen, wer­den nun ei­gen­stän­dig be­trach­tet. Eben­so wer­den Was­ser­stoff­spei­cher­an­la­gen se­pa­rat auf­ge­führt.

Das EnWG sieht für Netz-Be­trei­ber (Be­stand, neu oder Um­stel­lung) ein ein­ma­li­ges und un­wi­der­ruf­li­ches Wahl­recht, dass ganz­heit­lich für den Be­trei­ber, nicht für ein­zel­ne Lei­tun­gen gilt, vor. Sie kön­nen sich da­für ent­schei­den, ob sie der neu ein­ge­führ­ten Re­gu­lie­rung von Was­ser­stoff­net­zen un­ter­lie­gen wol­len oder nicht. Ent­schei­det sich ein Netz­be­trei­ber ge­gen die Re­gu­lie­rung, wird er nicht von den Vor­ga­ben hin­sicht­lich Netz­zu­gang, Ent­gelt­bil­dung und Ent­flech­tung er­fasst. Ver­mut­lich wird die­se Ent­schei­dung nur vor­läu­fi­gen Be­stand ha­ben, da der Ge­setz­ge­ber da­von aus­geht, dass mit­tel­fris­tig die Ein­füh­rung ei­ner um­fas­sen­den Re­gu­lie­rung für al­le ver­bun­de­nen Was­ser­stoff­net­ze not­wen­dig wird. Ins­ge­samt wirkt die Ge­setz­ge­bung an die­ser Stel­le et­was un­ent­schlos­sen. Den­noch schei­nen mit der Pers­pek­ti­ve ei­ner ein­heit­li­chen Re­gu­lie­rung von Gas- und Was­ser­stoff­in­fra­struk­tur die recht­li­chen Grund­la­gen für den Auf­bau der Was­ser­stoff­in­fra­struk­tur aus dem be­ste­hen­den Gas­netz he­raus ge­legt wor­den zu sein.

Auf eu­ro­pä­i­scher Ebe­ne muss der wei­te­re po­li­ti­sche Pro­zess ab­ge­war­tet wer­den: An­fang 2021 hat­te die Eu­ro­pä­i­sche Kom­mis­si­on ei­ne Kon­sul­ta­ti­on zu ih­rer Roadmap für ein Was­ser­stoff- und Gas­markt-De­kar­bo­ni­sie­rungs­pa­kets (Hydrogen and Gas Market Decarbonisation Package) ini­ti­iert. Im Ju­ni folg­te ein wei­te­rer Kon­sul­ta­ti­ons­schritt, der die kon­kre­te Über­ar­bei­tung der be­ste­hen­den Gas­markt­re­geln in ei­nem le­gis­la­ti­ven "Was­ser­stoff- und Gas­markt-De­kar­bo­ni­sie­rungs­pa­ket" vor­be­rei­ten soll. Die Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber ha­ben sich da­zu mit kon­kre­ten As­pek­ten ein­ge­bracht, die da­rauf ab­zie­len

  • die Gas-Markt­re­geln auf Was­ser­stoff an­zu­wen­den, um da­durch v. a. Rechts­si­cher­heit für In­ves­to­ren zu schaf­fen,
  • die Rol­le der Gas-Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber so zu de­fi­nie­ren, dass die­se Was­ser­stoff­in­fra­struk­tu­ren (On- und Offshore) be­sit­zen, be­trei­ben und fi­nan­zie­ren dür­fen, un­ab­hän­gig da­von, ob sie aus be­ste­hen­der Gas-In­fra­struk­tur um­ge­wid­met oder neu ge­baut wur­de,
  • ei­ne ge­eig­ne­te Fi­nan­zie­rungs- und Ent­gelt­re­ge­lun­gen für Gas-Fern­lei­tungs­netz­be­trei­ber zu schaf­fen, die die De­ckung der In­ves­ti­ti­ons­kos­ten in­ner­halb ei­nes re­gu­la­to­ri­schen Rah­mens si­cher­stel­len,
  • ei­ne Quo­te für grü­nes Gas ein­zu­füh­ren, die die Lie­fe­ran­ten da­zu ver­pflich­tet, ei­nen de­fi­nier­ten An­teil grü­ner Ga­se (z. B. Was­ser­stoff) in ih­rem Port­fo­lio be­reit­zu­stel­len, um An­rei­ze für den Ein­satz grü­ner Ga­se und den Aus­bau der ent­spre­chen­den Tech­no­lo­gien zu schaf­fen,
  • al­le Ener­gie­in­fra­struk­tu­ren (Strom, Gas und Was­ser­stoff) sys­te­misch, tech­no­lo­gie­neu­tral und ko­or­di­niert zu pla­nen, wo­bei für je­de in­di­vi­du­el­le Be­darfs­si­tu­a­ti­on der ef­fi­zien­tes­te In­fra­struk­tur­typ ge­wählt wer­den soll­te,
  • den zu schaf­fen­den ge­setz­li­chen Rah­men tech­no­lo­gie­of­fen zu ge­stal­ten, um kei­ne Tech­no­lo­gien zu be­hin­dern oder zu be­nach­tei­li­gen.

Trilog zur EU-Gasbinnenmarktrichtlinie und -verordnung

EU-Par­la­ment, Rat und Kom­mis­si­on ha­ben sich am 8. De­zem­ber 2023 zum zwei­ten Teil des Gas­markt­pa­kets (EU-Gas­pa­ket) ge­ei­nigt. Da­mit eb­net die EU den Weg für eu­ro­pä­i­sche Was­ser­stoff­net­ze und stärkt die Ener­gie­viel­falt, in­dem kla­re Richt­li­nien für den Aus­bau und die Re­gu­lie­rung der Was­ser­stoff­in­fra­struk­tur fest­ge­legt wer­den. Das er­mög­licht ro­bus­te, grenz­über­schrei­ten­de Was­ser­stoff­net­ze in den Mit­glieds­staa­ten, die ei­nen we­sent­li­chen Bei­trag zur Di­ver­si­fi­zie­rung und Nach­hal­tig­keit des eu­ro­pä­i­schen Ener­gie­mark­tes leis­ten wer­den. Für die In­dus­trie und die Hei­zungs­kun­den ent­ste­hen da­durch neue Mög­lich­kei­ten, Was­ser­stoff als nach­hal­ti­ge und viel­sei­ti­ge Ener­gie­quel­le zu nut­zen.

Eben­falls Teil der Ei­ni­gung ist die Gas­bin­nen­markt­ver­ord­nung. Sie sieht un­ter an­de­rem die Re­du­zie­rung lau­fen­der Im­por­te rus­si­schen Erd­ga­ses und die Pla­nung ei­ner un­ab­hän­gi­gen eu­ro­pä­i­schen Was­ser­stoff-Re­gu­lie­rungs­be­hör­de (ENNOH) vor. Die­se und wei­te­re Maß­nah­men stär­ken die Au­to­no­mie und Re­si­lienz des eu­ro­pä­i­schen Ener­gie­mark­tes er­heb­lich.

Expertenthema
H2 im Gasnetz

Transformation der Gas-Netze

H2Direkt leis­tet Pi­o­nier­ar­beit für ei­nen kli­ma­neu­tra­len Wär­me­sek­tor. Denn grü­ner Was­ser­stoff kann in Zu­kunft fos­si­les Erd­gas er­set­zen. Der gro­ße Vor­teil: Die In­fra­struk­tur ist vor­han­den und muss häu­fig nur in ge­rin­gem Um­fang um­ge­rüs­tet wer­den.

Das Pi­lot­pro­jekt in Ho­hen­wart zeigt ein­drucks­voll, wie aus den heu­ti­gen Gas-Ver­teil­net­zen die Was­ser­stoff-Net­ze von mor­gen wer­den. Ge­mein­sam kön­nen wir #gasneudenken.

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