Branchennews , 07. Apr 2022

Gelsenkirchen: Mit Wasserstoff zur grünen Industriestadt

Bild: ZINQ GmbH & Co. KG

Die Energiestadt Gelsenkirchen startet durch - mit Projektvorhaben zur Erforschung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und Mittelstand. Dazu haben heute die Spitzen von Stadt, Hochschule und Wirtschaft in der Westfälischen Hochschule die Initiative „H2GE – Wasserstoffstandort Gelsenkirchen“ gestartet, drei Pilotvorhaben vorgestellt und weitere Akteure eingeladen, sich der Initiative anzuschließen. Die drei Projekte sollen die Transformation zur grünen Industriestadt mit Wasserstoff in zentralen Bereichen vorantreiben:

  • Aufbauend auf der langjährigen Wasserstoffkompetenz der Westfälischen Hochschule soll das „H2 Solution Lab“ insbesondere mittelständischen Unternehmen der Region den Weg in die Wasserstoffwirtschaft ebnen – durch die gemeinsame Entwicklung technischer Lösungen und die Ausbildung akademischer Fachkräfte im Rahmen eines neuen Masterstudiengangs.
  • Die Erprobung von Wasserstofftechnologien im Industriemaßstab und die Fortbildung beruflicher Fachkräfte sind Gegenstand des „Hydrogen Industrial Research and Training Center (H2iRTC)“, das am Kraftwerksstandort der Uniper in Gelsenkirchen-Scholven entstehen soll.
  • Im bereits gestarteten „Klimahafen Gelsenkirchen“ wollen 17 Unternehmen eine Blaupause für die klimaneutrale Transformation eines ganzen Industrie- und Logistikareals entwickeln. Zur Dekarbonisierung ihrer Prozesswärme streben die energieintensiven Betriebe dabei die zügige Anbindung an eine leitungsgebundene Versorgung mit grünem Wasserstoff an.

Oberbürgermeisterin Karin Welge begrüßt das Engagement und lädt weitere Akteure zum Mitmachen ein: „Klimawandel und der Krieg des russischen Präsidenten in der Ukraine erfordern einen beschleunigten Umbau unserer Energieversorgung – weg von den fossilen und hin zu den grünen Energien. Für viele Industriebranchen ist Wasserstoff dabei die Schlüsseltechnologie. Zum Erhalt und Ausbau unserer Industriearbeitsplätze treiben wir deshalb den Wandel gemeinsam voran. Die heute vorgestellten Projekte sind dafür ein kraftvolles Startsignal.“ Die Stadt Gelsenkirchen unter-stützt die Partner bei der Einbringung der Vorhaben in geeignete Förderprogramme und hat den Wissenschaftspark mit der Koordination der Initiative beauftragt.

Uniper-Kraftwerksleiter Dr. Lars Wiese freut sich über den Schulterschluss der Akteure und betont die Chancen einer Transformation des Kraftwerksstandorts Scholven: „Unser Zukunftsprojekt H2iRTC ist ein wichtiger Schritt um Technologien zur Reife zu bringen, die eine Dekarbonisierung der Industrie im großen Stil ermöglichen werden. Wir bleiben dabei der Region treu, indem wir die Synergien des Standorts nutzen und ihn dabei auch gleich fit für die Zukunft machen.“

Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, sieht in der Initiative echte Chancen für neue Impulse in der Region: „Es reicht nicht mehr, darüber zu reden, was man machen müsste, sondern es geht darum, jetzt aus der Defensive in die Offensive zu kommen und tatsächlich zu handeln. Das wollen wir mit dem H2-Solution-Lab: Zukunft mit konkreten Lösungsbeiträgen für eine nachhaltige Energieversorgung gestalten und Perspektiven für neue Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region schaffen.“

Lars Baumgürtel, geschäftsführender Gesellschafter der ZINQ GmbH & Co. KG und Sprecher der Initiative Klimahafen Gelsenkirchen hebt die Vorzüge des Wasserstoffstandorts Gelsenkirchen hervor: „Bereits mit der vorhandenen Strom- und Gas-Infrastruktur sowie den zahlreichen Akteuren mit langjähriger Erfahrung in der Erforschung, Produktion, Transport und Nutzung von Wasserstoff verfügt Gelsenkirchen über eine ideale Startposition für einen zügigen Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft. Die heute vorgestellten Projekte machen sich genau dies zunutze. Sie decken verschiedene Facetten der notwendigen Transformation ab und können sich gegenseitig befördern.“

„Die Initiative H2GE ist ein hervorragender Beleg dafür, wie Einzelprojekte durch ein frühzeitiges vertrauensvolles Miteinander der Akteure sinnvoll zusammengefügt werden können. Dies sollte Ansporn und Maßstab zur Etablierung weiterer Innovationsprojekte in der Region sein. Bei der Umsetzung der Wasserstoff-Roadmap Emscher-Lippe, aber auch bei anderen Themen wie z.B. der Zirkulärwirtschaft brauchen wir agile Strukturen zur Entwicklung und Umsetzung innovativer Projekt-vorhaben“, so Dr. Jochen Grütters, Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen.

Die Pilotprojekte im Einzelnen:

H2 Solution Lab

An der Westfälischen Hochschule soll ein H2-Solution-Lab entstehen, in dem Wasserstoffsystemkomponenten und Wasserstoffanlagentechnik konzipiert, aufgebaut, getestet und validiert werden. Die Arbeiten in dem hoch flexiblen Entwicklungs- und Testzentrum beziehen sich auf vollständige Wasserstofferzeugungssysteme vom Ventil über Elektrolyseure, Brennstoffzellen sowie Kompressoren und Speicher aber auch auf Wasserstoffnutzungssysteme, die gerade die Umstellung der mittel-ständischen Unternehmen auf eine Wasserstoffwirtschaft unterstützen. Hier werden Nutzungsszenarien etwa im Bereich der Betankungstechnik, der Prozesswärmeerzeugung oder der Wärmeversorgung im Wohnquartier bearbeitbar sein. Aufgrund des erkennbaren Bedarfes für Wasserstoffsystemtechnik mittlerer Leistung, der aktuell nur von sehr wenigen anderen Akteuren adressiert wird, sollen im H2-Solution-Lab Wasserstoffsysteme und deren Komponenten bis zu einer Leistungsgröße von 1 MW bearbeitbar sein. Die anwendungsorientierten wissenschaftlichen Kompetenzen der Forschenden an der Westfälischen Hochschule, die sich seit Jahren erfolgreich mit Entwicklungen im Bereich der Wasserstofftechnik, insbesondere mit Systemen zur Hochdruckelektrolyse, befassen, werden mit dieser Ausrichtung mit den Herausforderungen und Chancen der Unternehmen der Region zusammengebracht. Durch diese transferorientierte Symbiose wird sichergestellt, dass die im H2-Solution-Lab zukünftig umgesetzten Projekte wertvolle Beiträge für die Herausforderungen der Energiewende leisten können und so in der Region Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze geschaffen und erhalten werden.

Hydrogen Industrial Research and Training Center (H2iRTC)

Das Projekt soll die Transformation des heutigen Kohlekraftwerkstandortes Gelsenkirchen-Scholven zu einem Innovationsstandort der Wasserstofftechnologien ermöglichen. Dazu soll eine umfangreiche Testinfrastruktur entstehen, die es ermöglicht, großskalige Wasserstofftechnologien im industriellen Umfeld zu pilotieren, zu erproben und weiterzuentwickeln. Für die vier Anwendungsgebiete Wasserstofferzeugung, -speicherung, -verteilung und -nutzung werden unterschiedliche Prüfstände anschlussseitig eingerichtet, die sich vor allem in der Medienversorgung unterscheiden. Insgesamt werden Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Erdgas, Wasser, Wärme und Strom angeboten und abgenommen werden können – was die überregionale Alleinstellung des H2iRTC als industrielles Wasserstoff-Reallabor begründet. Darüber hinaus soll H2iRTC zur Fachkräfteentwicklung in Emscher-Lippe-Region und darüber hinaus beitragen. Praxisnah und durch reale Arbeiten an den Testständen soll eine qualifizierte und zertifizierte Fortbildung ermöglicht werden. Durch diese anwendungsnahe Weiterbildung werden Berufsfelder, die sich zukünftig mit Wasserstoff auseinandersetzen müssen, qualifiziert und bestehende Arbeitsplätze gesichert. Ein Pilotprojekt geht voraussichtlich bereits ab Sommer 2022 an den Start. Hierzu kooperiert Uniper mit der KWS Energy Knowledge eG, der IHK Nord Westfalen und dem DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches).

Klimahafen Gelsenkirchen

Die bereits Mitte 2021 von Unternehmen aus dem Stadthafen Gelsenkirchen und der näheren Umgebung mit Unterstützung von Stadt, Wissenschaftspark und IHK Nord Westfalen gestartete Initiative umfasst mittlerweile 17 Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Gemeinsames Ziel ist eine schnelle Transformation zur Klimaneutralität durch eigenes Handeln und wo dies nicht ausreicht ein gemeinsames Engagement zur Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen. Pilotvorhaben ist die Dekarbonisierung der Prozesswärme in energieintensiven Betrieben. Mit einem jährlichen Wärme-bedarf von rd. 500.000 Megawattstunden (MWh) hat der Unternehmenscluster dabei eine bundes-weite Alleinstellung und steht prototypisch für den industriellen Mittelstand. Zur Dekarbonisierung der Prozesswärme fordert die Initiative die Verlängerung der 2024 in Gelsenkirchen-Scholven aus Richtung Norden ankommende Wasserstoff-Pipeline GetH2 in den Stadthafen. Alternativ prüft die Initiative aktuell mit mehreren Interessenten aus der Energiewirtschaft die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Errichtung eines Großelektrolyseurs zur lokalen Wasserstoffproduktion in der Nähe des Klimahafens. Im Bereich Mobilität ermittelt die Initiative derzeit den Bedarf und die Machbarkeit für eine trimodale Wasserstoff-Tankstelle zur Betankung von LKWs, Schienenfahrzeugen und Binnenschiffen.

Zukunft Gas ist die Stim­me der deut­schen Gas- und Was­ser­stoff­wirt­schaft. Der Bran­chen­ver­band bün­delt die In­te­res­sen der Mit­glie­der und tritt ge­gen­über Öf­fent­lich­keit, Po­li­tik so­wie Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­chern auf. Ge­mein­sam mit den Mit­glieds­un­ter­neh­men setzt sich der Ver­band da­für ein, dass die Po­ten­zi­a­le von Was­ser­stoff, Bio­gas und Erd­gas so­wie der be­ste­hen­den Gas­-In­fra­struk­tur ge­nutzt wer­den, in­for­miert über die Chan­cen und Mög­lich­kei­ten, die gas­för­mi­ge Ener­gie­trä­ger für un­se­re Ge­sell­schaft bie­ten und treibt die Trans­for­ma­ti­on der Gas­-Bran­che hin zu neu­en Ga­sen vo­ran. Ge­tra­gen wird der Ver­band von füh­ren­den Un­ter­neh­men der Gas- und Was­ser­stoff­wirt­schaft. Wei­te­re Bran­chen­ver­bän­de und die Heiz­ge­rä­te­in­dus­trie un­ter­stüt­zen Zukunft Gas als Part­ner.

Charlie Grüneberg
Ihr Pressekontakt

Charlie Grüneberg

Leiter Kommunikation und Pressesprecher

Tel.: +49 171 2402630

Rechtlicher Hinweis zur Nutzung

Die Rech­te für die auf die­ser Sei­te ver­öf­fent­lich­ten Bil­der, Tex­te, Au­dio- und Vi­deo­da­tei­en lie­gen, wenn nicht an­ders ver­merkt, bei Zukunft Gas e.V. Die Da­te­ien aus dem Pres­se­be­reich kön­nen mit Quel­len­an­ga­be für die re­dak­ti­o­nel­le Be­richt­er­stat­tung ver­wen­det wer­den. Die Nut­zung bzw. der Ab­druck ist ho­no­rar­frei. Bit­te las­sen Sie uns bei ei­ner even­tu­el­len Nut­zung ei­nen Be­leg zu­kom­men.

Jeg­li­che an­de­re Nut­zung ist nur nach vor­he­ri­ger schrift­li­cher Ein­wil­li­gung von Zukunft Gas ge­stat­tet.

Die be­reit­ge­stell­ten Da­tei­en sind nach bes­tem Wis­sen und Ge­wis­sen er­stellt. Un­ge­ach­tet des­sen über­nimmt Zukunft Gas kei­ne Ver­ant­wor­tung für aus der Nut­zung der Da­tei­en ent­ste­hen­de Schä­den.

Cookies / Datenschutz
Verwalten Sie Ihre Cookie-Einstellungen
Wir verwenden Cookies, um Ihnen eine optimale Nutzung unseres Internetangebots zu ermöglichen. Dazu zählen Cookies, die für den sicheren und technischen Betrieb der Website notwendig sind, sowie solche, die zu anonymen Statistikzwecken genutzt werden. Einige Informationen zur Verwendung unserer Website geben wir an Partner für soziale Medien und Werbung weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.

In den folgenden Cookie-Zustimmungsoptionen können Sie die Cookies verwalten und zusätzliche Kategorien zulassen. Indem Sie auf den Button "Alle Cookies akzeptieren" klicken, werden alle Kategorien von Cookies aktiviert. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Ihre Auswahl: