Branchennews , 22. Dez 2021

Energieverbrauch zieht wieder an – Zuwachs durch Erdgas und Kohle gedeckt

Bild: Gaskraftwerk Irsching / Uniper

Der Energieverbrauch in Deutschland erreichte 2021 eine Höhe von 12.193 Petajoule (PJ) beziehungsweise 416,1 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das entspricht einem Anstieg um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Energieverbrauch liegt jedoch noch spürbar unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit, was darauf hinweist, dass die energie- und gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland weiterhin in hohem Maße durch die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen geprägt wird, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) in Berlin.

Verbrauchssteigernd wirkten 2021 sowohl die wirtschaftliche Erholung sowie die im Vergleich zum Vorjahr kühlere Witterung. Die gesamtwirtschaftliche Leistung erhöhte sich um knapp 2,4 Prozent. Allerdings waren im letzten Quartal des Jahres kaum noch Impulse der wirtschaftlichen Entwicklung auf den Energieverbrauch zu beobachten, da Lieferengpässe, eine abschwächende Baukonjunktur sowie ein Auslaufen der Nachholeffekte zu einer Stagnation der wirtschaftlichen Erholung führte. Erheblichen Einfluss auf den Anstieg des Primärenergieverbrauchs hatten die gegenüber 2020 deutlich kühleren Außentemperaturen. Bereinigt um den Witterungseffekt wäre der Energieverbrauch nur um 0,6 Prozent gestiegen, berechnete die AG Energiebilanzen.

Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen sorgte die Preisentwicklung auf den Energiemärkten im auslaufenden Jahr für eine spürbare Verbrauchsminderung. Vor allem die Preise für Erdgas und Rohöl stiegen im Vorjahresvergleich außerordentlich kräftig an. Die Preise für CO₂- Emissionszertifikate haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt und erreichten zum Jahresende historische Höchststände. Die höheren Energie- und CO₂-Preise haben, so die AG Energiebilanzen, den wachstumsbedingten Anstieg des Primärenergieverbrauchs erkennbar gebremst.

Der Erdgasverbrauch erhöhte sich 2021 um 3,9 Prozent auf 3.258 PJ (111,2 Mio. t SKE). Hauptursache für diese Entwicklung war die in den ersten fünf Monaten deutlich kühlere und größtenteils eher windarme Witterung, die zum Mehreinsatz von Erdgas sowohl in der Wärme- wie auch in der Stromerzeugung führte. Ab der Jahresmitte sorgte der Preisanstieg für einen Mehreinsatz anderer Energieträger in der Strom- und Wärmeerzeugung. Der Anteil des Erdgases am gesamten Primärenergieverbrauch stieg leicht von 26,4 auf 26,7 Prozent.

Der Verbrauch von Mineralöl verminderte sich 2021 um insgesamt um 5,1 Prozent auf 3.877 PJ (132,3 Mio. t SKE). Der Anteil des Mineralöls am gesamten Primärenergieverbrauch sank auf 31,8 Prozent (Vorjahr 34,4 Prozent). Der Verbrauch von Ottokraftstoff stieg leicht um 0,6 Prozent, beim Dieselkraftstoff gab es dagegen einen Rückgang um 1 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl verminderte sich um gut 27 Prozent, da viele Verbraucher infolge der Preisentwicklung ihre Lagerbestände abgebaut haben. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg kräftig um knapp 22 Prozent und die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie erhöhten sich um 12,4 Prozent.

Der Verbrauch an Steinkohle stieg 2021 um 17,9 Prozent und erreichte eine Höhe 1.052 PJ (35,9 Mio. t SKE). Der Einsatz von Steinkohle in Kraftwerken, der etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs ausmacht, erhöhte sich um gut 25 Prozent. Die Eisen- und Stahlindustrie steigerte ihre Nachfrage um 13 Prozent. Der Einsatz von Steinkohle in den Kraftwerken wurde begünstigt durch den Preisanstieg bei den Wettbewerbsenergien sowie die witterungsbedingt geringere Stromeinspeisung aus Windenergieanlagen. Beim Absatz an die Stahlindustrie profitierte der Energieträger von den konjunkturellen Effekten. Der Anteil der Steinkohle am gesamten Primärenergieverbrauch erhöhte sich von 7,5 auf 8,6 Prozent.

Der Verbrauch von Braunkohle erhöhte sich um 18 Prozent auf 1.130 PJ (38,6 Mio. t SKE), lag damit jedoch um etwa 3 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019 und folgte somit weiter dem längerfristigen Trend. Der Zuwachs im abgelaufenen Jahr ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die im Vorjahr witterungsbedingt hohe Einspeisung von Strom aus Windanlagen 2021 deutlich niedriger ausfiel und eine andere Wettbewerbssituation auf dem Strommarkt vorliegt. Braunkohle hatte 2021 einen Anteil von 9,3 Prozent (Vorjahr: 8,1 Prozent) am gesamten Primärenergieverbrauch.

Bei der Kernenergie kam es im Berichtszeitraum zu einem Anstieg der Stromproduktion um 7,2 Prozent. Der Beitrag der Kernenergie zum Primärenergieverbrauch stieg auf 753 PJ (25,7 Mio. t SKE). Die Auslastung der Kernkraftwerke wurde in Deutschland durch eine höhere Stromnachfrage, die geringere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sowie durch die Entwicklung bei den Energie- und CO₂-Preisen begünstigt. Im Zuge des Kernenergieausstiegs stehen zum Jahresende 2021 die Stilllegungen der Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Grundremmingen C mit zusammen mehr als 4.000 Megawatt (MW) Stromerzeugungsleistung an. 2021 hatte die Kernenergie einen Anteil 6,2 Prozent (Vorjahr: 5,9 Prozent) am gesamten Energieverbrauch.

Die erneuerbaren Energien verminderten ihren Beitrag zum Primärenergieverbrauch 2021 leicht um 0,2 Prozent auf 1.962 PJ (66,9 Mio. t SKE). Der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Primärenergieverbrauch erreichte 2021 einen Anteil von 16,1 (Vorjahr: 16,5) Prozent. Die Biomasse, deren Anteil an den erneuerbaren Energien bei über 50 Prozent liegt, verzeichnete einen Verbrauchszuwachs um 4 Prozent. Die Wasserkraftwerke legten um gut 5 Prozent zu. Bei den Windenergieanlagen an Land kam es dagegen zu einem Rückgang der Stromerzeugung um 11 Prozent und bei den Anlagen auf See um 9 Prozent. Die Stromerzeugung aus PV-Anlagen stieg um beinahe 5 Prozent.

2021 floss erneut mehr Strom ins Ausland als umgekehrt nach Deutschland hinein. In Summe ging der Stromaustauschsaldo auf 20.440 GWh (73,6 PJ) zurück. Hauptgründe für diese Entwicklung sind geringere Stromeinspeisungen aus erneuerbaren Energien sowie höhere CO₂-Preise.

Für das Gesamtjahr 2021 rechnet die AG Energiebilanzen mit einem Anstieg der energiebedingten CO₂-Emissionen in einer Größenordnung von gut 4 Prozent oder etwa 25 Millionen Tonnen. Maßgeblich für diese Schätzung ist neben dem witterungs- und konjunkturbedingten Verbrauchsanstieg der leichte Rückgang des Anteils der Erneuerbaren am Gesamtverbrauch. In der Stromerzeugung wurde die verminderte Windstromerzeugung wettbewerbsbedingt vor allem durch gesicherte Leistung aus Stein- und Braunkohlekraftwerken ausgeglichen. Der verstärkte Einsatz von Erdgas statt Kohle, würde zu einer deutlich besseren CO2-Bilanz führen. Denn Gaskraftwerke emittieren im Vergleich zu Kohlekraftwerken durchnittlich 65% weniger CO2.

Weiterführende Links:

Pressemitteilung AG Energiebilanzen

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