Branchennews , 17. Mai 2023

Winterrückblick 2022/2023: Gasversorgung besteht Belastungsprobe

Bild: Jost Listemann / Zukunft Gas

Mit dem Stopp der Erdgaslieferungen aus Russland wurde in diesem Winter ein Extremszenario für Deutschland real. Zu einer Gasmangellage ist es jedoch nicht gekommen. „Nur durch den milden Winter, verbrauchsbewusste Gaskunden, die Kraftanstrengungen und Kooperation aller Beteiligten konnte die Versorgung gesichert werden“, so FNB Gas Geschäftsführerin Inga Posch. „Die technischen Möglichkeiten der Fernleitungsnetzbetreiber wurden bis zum Limit ausgereizt. Auch für den nächsten Winter können wir noch keine Entwarnung geben.“

Die am 23. Juni 2022 durch das BMWK für Deutschland ausgerufene Alarmstufe nach Notfallplan Gas galt das gesamte Winterhalbjahr über. Nur durch das zwischen Bundesregierung, Behörden, Versorgern und Leitungsnetzbetreibern eng abgestimmte Handeln sowie die Einsparbemühungen aller wirtschaftlichen Akteure und Bürger ist es gelungen, den Ausfall des bis dahin wichtigsten Erdgaslieferanten zu kompensieren.

Ein weiterer entscheidender Faktor, der sich günstig auf die Versorgungssicherheit auswirkte, waren die durchgehend milden Temperaturen im Winter 2022/2023. So kamen sowohl Haushalte als auch Industrie im Vergleich zu vorangegangenen Winterperioden mit deutlich weniger Energie aus.

Große netztechnische Herausforderung durch Umkehr der Gasflüsse

Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben in diesem Winter durch ihre Netzflexibilität und ad-hoc-Maßnahmen maßgeblich dazu beigetragen, eine schnelle Diversifizierung der Versorgungsquellen zu ermöglichen. Dazu gehörte insbesondere der Import von Gas aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Erstmalig hat Deutschland auch odoriertes Gas aus Frankreich und der Schweiz importiert. Die importierten Flüssiggasmengen (LNG) aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Großbritannien stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 40%.

Mit der Inbetriebnahme der Baltic Pipe im November 2022 wurden die Exportmengen nach Dänemark deutlich reduziert. In der Zeit von Dezember bis März nahmen zudem die ersten drei deutschen schwimmenden Regasifizierungsterminals für LNG in Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel ihren Betrieb auf. Die Wilhelmshaven-Anbindungsleitung (WAL) wurde in nur 10 Monaten rechtzeitig für die Inbetriebnahme des Terminals in Wilhelmshaven fertiggestellt.

Zu den großen Herausforderungen gehörte die Nutzung der größten Importstation in Mallnow als Exportstation und die Sicherstellung großer Exportmengen nach Tschechien. Insgesamt kehrten sich die Gasflüsse vollständig von Ost-West zu West-Ost um. Dabei spielten die Verdichterstationen eine zentrale Rolle. Sie wurden bis zum technischen Maximum eingesetzt.

Gesetzliche Speichervorgaben erfüllt

Neben der Erschließung zusätzlicher Erdgasbezugsquellen war das Erreichen der gesetzlich vorgegebenen Füllstände für Gasspeicher eines der Hauptinstrumente zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit. Im Jahr 2022 wurden durch THE knapp 50 TWh beschafft und eingespeichert. Bis zum 31. März 2023 wurden davon knapp 12,5 TWh verkauft, während die übrigen Mengen in den Speichern verblieben.

Vorsorge durch Long Term Options (LTO)

Wie bereits in vergangenen Jahren wurde der erforderliche Absicherungsbedarf für die Winterperiode mit dem BMWK und der BNetzA frühzeitig abgestimmt und im September 2022 erstmalig ausgeschrieben. Da die Angebote für das LTO-Produkt im deutlich dreistelligen Millioneneurobereich und damit außergewöhnlich hoch lagen, erfolgte eine zweite Ausschreibung in gleicher Höhe für die Zeiträume Januar bis März 2023, bei der sich eine deutlich verbesserte Angebotssituation zeigte. Die Preise lagen jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau. Um eine unangemessen hohe Belastung der Netzkunden zu vermeiden, wurden nur die Angebote für Februar und März vollständig angenommen.

Erholung der Preise nach Rekordhoch im August

Nachdem sich der Indexpreis am virtuellen Handelspunkt zunächst für eine Sommerperiode erwartungsgemäß entwickelte, setzte zum Juli ein scharfer Anstieg ein, der am 26. August in einem Rekordhoch von 311,10 €/MWh endete. Bis zum Jahresende fielen die Indexpreise dann auf 74,75 €/MWh und bis zum 31. März schließlich auf 43,62 €/MWh.

Weitere Optimierung

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine wird auf den Gasmärkten weiter zu spüren sein. Unter bestimmten Umständen, z.B. besonders niedrigen Temperaturen im nächsten Winter, könnte es noch immer zu einer Gasmangellage kommen. „Im Rahmen ihrer Verantwortung für den Transport werden die FNB weiterhin im engen Schulterschluss mit allen Beteiligten ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Wir dürfen uns auf dem erfolgreichen Krisenmanagement nicht ausruhen und in unseren Bemühungen um Diversifizierung und Einsparung nicht nachlassen,“ so Posch.

Dr. Thomas Gößmann, FNB Gas Vorstandsvorsitzender: „Die Veränderungen auf dem Gasmarkt machen deutlich, wie dringend wir den Umbau unserer Energieversorgung, allem voran den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, vorantreiben müssen, damit die deutsche Industrie auf den globalen Märkten wettbewerbsfähig und Energie für alle sicher und bezahlbar bleibt. Was wir in diesem Winter gemeinsam mit allen Beteiligten geschafft haben, stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch diese Aufgabe erfolgreich meistern werden.“

Weiterführende Links:

Pressemitteilung FNB Gas

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